Sport

Wiesberger: "Olympia ist mir einiges wert"

Bernd Wiesberger wird nicht müde, rot-weiß-rote Sportgeschichte zu schreiben. Im Vorjahr war er der erste Österreicher bei allen vier Major-Turnieren, in zwei Wochen schlägt der 30-jährige Burgenländer zum zweiten Mal beim exklusiven Masters in Augusta ab. Den Feinschliff holt er sich seit der Nacht auf Donnerstag bei der Matchplay-Championship in Texas. Es geht um 9,5 Millionen Dollar Preisgeld, das erste Duell gegen den Engländer Andy Sullivan verlor Wiesberger mit 2&3. Um noch ernsthafte Aufstiegschancen in Gruppe 16 zu haben, muss Wiesberger nun wohl beide ausstehenden Gruppenspiele gegen Louis Oosthuizen und Matt Jones gewinnen.

KURIER: Herr Wiesberger, Sie sind mittlerweile Stammgast bei den größten Turnieren in den USA. Sind Sie dadurch gelassener geworden?

Bernd Wiesberger: Ein Vorteil in den USA ist, das der Qualitätsstandard beim Service für uns Spieler immer gleich ist. Und zwar gleich hoch. Ich muss mich in Amerika zum Beispiel nie selbst um ein Leihauto kümmern. Das macht es angenehm. Aber es gibt auch Schattenseiten.

Welche denn?

Ich kenne die Plätze noch nicht so gut. Ich komme erst langsam in den Genuss, auch in den USA von der Erfahrung zu profitieren. Dieser Faktor ist im Golf nicht zu unterschätzen.

Am 7. April schlagen Sie zum zweiten Mal beim Masters in Augusta ab. Welche Rolle spielt Erfahrung beim wichtigsten Golfturnier des Jahres?

Es ist immer ein Vorteil im Golf, wenn man den Platz schon kennt. Wo kann ich riskieren, bei welchen Bedingungen muss ich ein bisschen vorsichtiger sein? Das Rundherum in Augusta ist aber natürlich immer etwas Besonderes. Auch für Veteranen. Selbst nach dreißig Jahren wird es sich großartig und speziell anfühlen, wenn die Masters-Einladung in meinem Briefkasten liegt.

Sie waren letztes Jahr als 22. der beste Debütant. Tut es gut, zu wissen, dass einem Augusta liegt? Es ist ja das einzige Major-Turnier, das immer auf derselben Anlage gespielt wird.

Es macht die Sache in Augusta zumindest nicht ganz so schwierig. Jeder Profi kann sich für das Masters motivieren, aber nicht zu jedem passt diese Anlage. Das Masters ist ein Unikat. Alles an diesem Ort und diesem Turnier ist speziell. Jeder Golfer kennt diesen Ort, aber nur die wenigsten haben die Möglichkeit, dort zu spielen. Ich bin mir bewusst, dass das ein gewaltiges Privileg ist.

Während viele Spieler mehrere Wochen am Stück in den USA bleiben, reisen Sie dazwischen immer wieder heim. Warum?

Die Trainingsbedingungen sind derzeit besser drüben, keine Frage, aber es ist auch alles mit Strapazen verbunden. Ich bin auch einfach gern daheim. Und meine Heimat ist Österreich, das Burgenland. In den USA habe ich keinen fixen Standort. Vier, fünf Wochen aus dem Koffer zu leben, ist nicht komfortabel und kann psychisch auch belasten. Es tut mir gut, wenn ich meine Freunde treffen kann.

Sie sind eines der Zugpferde der European Tour und haben im österreichischen Golf Meilensteine gesetzt. Nehmen die Begehrlichkeiten zu?

Das mit den Sponsoren kann man ganz gut kontrollieren. Ich schaue, dass es nicht zu viele verschiedene werden. Ich will meinen Partnern ja auch etwas bieten können. Vor Turnieren wie dem Masters gibt es halt immer ein erhöhtes Medienaufkommen. Alle Anfragen gehen sich mittlerweile leider nicht aus.

Sie haben das beste Jahr Ihrer Karriere hinter sich, sind in der Jahreswertung Neunter geworden und haben mehr als zwei Millionen Euro verdient. Welche Ziele haben Sie sich heuer gesteckt?

Letztes Jahr war schon der Saisonstart unglaublich gut. Mir war aber bewusst, dass ich nicht erwarten kann, bei den drei Top-Turnieren in Abu Dhabi, Dubai und Katar jedes Jahr unter die Top fünf zu kommen. Dafür ist die Konkurrenz zu groß und das Spiel zu komplex. Läuft es gut, kann ich heuer wieder die Top Ten anvisieren. Dazu kommt aber, dass es heuer ein spezielles Golf-Jahr ist, auch abseits der Preisgeld-Turniere.

Sie meinen damit Olympia in Rio und den Ryder Cup, für den Sie sich qualifizieren könnten?

Genau. Aber ich werde nicht alles einem Turnier oder der Ryder-Cup-Qualifikation unterordnen. Die Kunst ist es, über ein ganzes Jahr konstant gut zu spielen. Das ist mir 2015 sehr gut gelungen.

Welchen Stellenwert hat Olympia für Sie?

Es ist für uns Golfer Neuland. Und schon das macht es aufregend. Ich freue mich, dass ich Österreich vertreten darf und Olympionike werde. Das ist mir schon einiges wert.

Im Golf zählen üblicherweise nur der Sieg und das Preisgeld. Bei Olympia gibt es drei Medaillen, dafür kein Preisgeld. Ändert das etwas an der Taktik?

Das Starterfeld ist noch immer so gut, dass du voll auf Sieg wirst spielen müssen für eine Medaille. In Rio wird auch Bronze ein großer Erfolg sein. Vielleicht sogar größer als ein dritter Platz bei einem Major-Turnier.