Beachvolleyball: Doppler und Horst blicken kritisch zurück
Von Peter Karlik
Geduldig drehten sie ihre Runden auf dem riesigen Gelände des Beach Majors auf der Donauinsel und schrieben Autogramme. Clemens Doppler (38) und Alexander Horst (36), die hier vor zwei Jahren die WM-Silbermedaille gewannen, hatten heuer für ihre Fans viel Zeit. Denn sie schieden nach zwei Niederlagen in der Vorrunde auf dem schnellstmöglichen Weg aus und hatten ab Freitag nur noch PR-Termine. Bevor sie zur am Dienstag beginnenden EM nach Moskau aufbrachen, sprachen sie im Interview über ihre Leistung, die Entwicklung des Sports und kritisierten den Weltverband.
Wie waren Ihre Gefühle nach dem Ausscheiden?
Alexander Horst: Es schmerzt immer noch sehr, wenn man herkommt, das Stadion sieht und nicht hinein darf.
Clemens Doppler: Wolfgang Eichinger von Ö3 hat es bezeichnend verglichen: Es ist so, als wenn man einem Kind das Lieblingsspielzeug wegnimmt.
Schmerzt der Trost der Fans nicht noch mehr?
Horst: Ja, klar. Trost zu bekommen, ist nicht super schön. Aber die Fans stehen hinter uns. Das freut einen natürlich.
Sie hatten nur zwei Spiele in Wien. Können Sie sich etwas vorwerfen?
Doppler: Im zweiten Spiel gegen die Vizeweltmeister Thole/Wickler nicht. Wir haben solide gespielt. Nicht Weltklasse, aber über weite Strecken gut mitgehalten. Sie sind momentan sicher besser als wir. Der Knackpunkt war das erste Spiel gegen die Schweizer Heidrich/Gerson. Wenn du das gewinnst, spielst du viel entspannter. Anscheinend liegen sie uns nicht.
Ist es frustrierend, gegen immer jünger und größer werdende Teams anzutreten?
Horst: Frustrierend ist es nicht. Es ist ja nicht ganz neu, dass große Spieler nachkommen. Dass sie sich gut bewegen können, ist auch klar, sonst könnten sie nicht mithalten. Wir haben andere Vorteile, die wir hier leider nicht zeigen konnten.
Doppler: Speziell im zweiten Spiel war es so, dass uns alles hätte aufgehen müssen. Gegen solche Spieler kannst du den Ball nicht einwerfen. Wenn du beim Service viel riskierst, dann nimmst du auch viele Fehler in Kauf.
Als Sie nach dem Ausscheiden im Stadion gesagt haben, dass Sie es nächstes Jahr besser machen wollen, ging ein Raunen durch die Menge, weil die Fans das Karriereende befürchtet hatten...
Doppler: Zuerst müssen wir mal schauen, wohin die Reise mit dem Sport geht. Es steht vieles in den Sternen, weil Unstimmigkeiten zwischen Weltverband und Hannes Jagerhofer geklärt werden müssen. Kurz nach dem Spiel mit vielen Emotionen denkt man sich schon, dass das nicht das letzte Spiel gewesen sein kann. Es macht irrsinnig viel Spaß hier. Und es ist der Grund, warum wir viele Sponsoren haben und im Winter so hart trainieren. Dann ist es eine mittlere Katastrophe, wenn wir es nicht wie in den vergangenen Jahren zeigen können.
Sie sind gemeinsam 74 Jahre alt. Spüren Sie Ihr Alter auf dem Spielfeld?
Horst: Aktuell überhaupt nicht. Ich habe am Anfang dieser Saison ein wenig Schmerzen gehabt, aber die sind jetzt wieder weg.
Doppler: Was man spürt, ist der Unterschied von uns zu den 21-, 22-Jährigen, die gerade voll im Saft sind. Da sieht man sich selbst, wie man vor 15 Jahren war. Aber ich stehe nicht auf dem Platz und denke mir ,ich kann nicht mehr, ich bin zu niedrig‘. Sonst wäre der Unterschied zu den Jungen viel eklatanter.
Herr Doppler, Sie spielen seit 17 Jahren professionell Beachvolleyball. Welche Unterschiede zu damals sind für Sie die größten?
Doppler: Die Größe der Spieler, die Dynamik, die Professionalität der Teams, die Kohle bei den Verbänden. Es gibt kaum mehr Teams wie uns früher, die alles alleine und ohne Verband machen. Daher gibt es aber auch wenig Meinung, wenn etwas schlecht ist. Die Verbände unterbinden das. Von der Infrastruktur hat der Hannes (Jagerhofer, Anm.) mit der Major Series einen neuen Maßstab gesetzt. Aber es hat auch schon Saisonen gegeben, in denen wir zehn riesige Turniere hatten und das Preisgeld höher war.
Obwohl Beachvolleyball bei Olympia zu den Ticketsellern gehört...
Doppler: Und dennoch schaffen sie es im Jahr darauf nicht, auf dieser Welle zu bleiben. Man muss sich vorstellen: 2016 gewinnen die Brasilianer in Rio de Janeiro Gold, und sie schaffen es im Jahr darauf nicht, in Brasilien ein geiles Turnier aufzuziehen. Das verstehe ich nicht. Das ist sicher ein Versagen des Weltverbandes.
Horst: Es gibt nur zwei, drei Turniere, die so sind, wie sie sein sollen. Und dann gibt es jene in China, in Russland und sonst wo, die unserem Sport nicht guttun. Solange der Weltverband das nicht versteht, wird das Problem nicht gelöst.
Aber auch die Major Series hat mit nur drei Turnieren ein Problem. Die angestrebte Expansion fand nicht statt.
Horst: In vielen Ländern haben ehemalige Veranstalter so viel verbrannte Erde hinterlassen, dass einige Sponsoren vergrault worden sind, weil die Turniere einfach nicht professionell waren.