Special/Challenge

„Mitgemeint werden ist nicht ausreichend"

Seit 1. August müssen Strafzettel gegendert werden, also Formulierungen für beide Geschlechter enthalten. So will es die sogenannte Verwaltungsformularverordnung des Bundes. Das lässt die Wogen hoch gehen, die Diskussionen rund um das Thema gendern entfachen – wieder einmal – neu.

Die Gegner und die Befürworter liefern sich online regelrechte Schlachten. Irgendwie haben beide Seiten Recht. Doppelnennung oder Binnen-I stört ganz einfach beim Lesen. Aber deswegen soll es in Ordnung, dass Frauen ja eh mitgemeint werden? Naja, nur mitgemeint möchte ich jedenfalls nicht sein. Denn die gleichgeschlechtliche Sprache ist eine Notwendigkeit auf dem Weg zur völligen Gleichberechtigung.

Sprache verändert und beeinflusst – das steht außer Frage. Aber anstatt komplizierter Gender-Sprache sollte ganz einfach eine korrekte Sprache verwendet werden. Im Journalismus ist es beispielsweise aufgrund von beschränkten Zeichenanzahlen nicht möglich Doppelnennungen zu vollziehen, und bei dem ständigen Einbau von Großbuchstaben in den Worten steigt jeder Leser aus.

Deswegen: Wieso nicht einfach „Journalistin“ sagen, wenn man eine Frau meint, und „Journalist“, wenn man einen Mann meint? Wieso nicht einfach „Journalistinnen“ sagen, wenn man eine Gruppe von Frauen meint, und „Journalisten“, wenn man eine Gruppe von Männern meint. Und ja: Warum nicht ein geschlechtsneutrales Wort verwenden, wenn es möglich ist, wenn man eben eine gemischte Gruppe meint? Also Feuerwehrleute statt Feuerwehrmänner, oder Studierende statt Studenten. Denn mit „Studenten“ sind korrekterweise eben nicht Frauen gemeint. Es mag an unserer Gewohnheit liegen, dass manche bei „Studenten“ wirklich auch an Frauen denken, aber korrekterweise heißt es eben nur Männer.

Veränderung kann nur stattfinden, wenn Gewohnheiten über Bord geworfen werden, und Großes kann nur verändert werden, wenn man unten anfängt. Und auch wenn es vielleicht einigen unnötig erscheinen mag, oder lächerlich klein, ist diese korrekte Sprache ein wichtiger und sehr großer Schritt in die richtige Richtung, in die Richtung einer Veränderung. Denn wie soll jemals eine völlige Gleichberechtigung stattfinden können, wenn Frauen nur mitgemeint sind?