"Kino fürs Fernsehen"
Von Anna Gasteiger
Ben (Thomas Schubert) ist 18, hat gerade die Matura bestanden. Vor ihm liegen ein ganzes Leben und ein Sommer voll süßer Versprechungen: Mit den Kumpels am Donaukanal herumhängen, als Keyboarder einer Band im Flex auftreten, die erste Liebe genießen.
Regisseur Nikolaus Leytner nimmt sich viel Zeit für den stimmungsvollen Anfang seines neuen TV-Films "Am Ende des Sommers" (20.15, ORF 2). Eigentlich zu viel, wie er im KURIER-Interview erzählt: "Es gab darüber lange Diskussionen, weil die Fernsehredakteure immer glauben, dass die ersten Minuten irrsinnig spektakulär sein müssen, weil die Leute sonst wegschalten. Aber wir haben den Anspruch, Kino fürs Fernsehen zu machen."
Sensibel
Bemerkenswert ist die Sensibilität, mit der Leytner die Geschichte erzählt, ohne dabei für einen seiner beiden Protagonisten Partei zu ergreifen. "Wir haben lange überlegt, aus welcher Sicht wir den Film erzählen sollen. Radikal über die Mutter? Oder umgekehrt subjektiv aus Sicht des Sohnes? Am spannendsten erschien es uns, beide in ihrem unterschiedlichen Erleben der gleichen Situation verständlich zu machen," erzählt der Regisseur. Ergänzt wird die schwierige Mutter-Sohn-Beziehung durch die zu ihren jeweiligen Partnern: Bens Freundin (Alina Fritsch) leidet unter seiner Sinnkrise; Sylvias Verehrer – gespielt von dem KURIER-ROMY-nominierten Johannes Zeiler – schafft es nur langsam, sie aus der Reserve zu locken. Dass sein Drama verstörend und ungewöhnlich ist, sei ihm bewusst, sagt Leytner. "Mir ist klar, dass man sich mit schweren Themen nicht so leicht tut, wenn man am Abend von der Arbeit geschlaucht ist und den Fernseher einschaltet. Aber mein Film ,Die Auslöschung‘ (Alzheimer-Drama mit Klaus Maria Brandauer und Martina Gedeck; Anm.) war auch ein großer Erfolg. Ich wünsche mir immer ein Publikum, das sich von einer Geschichte einfach mitnehmen lässt."