Leben/Reise

Wo Steven Spielbergs Saurier tobten

Ganz glücklich scheint Larry Rivera nicht darüber, dass die Gruppe der Filmtour ein bisschen zu früh auftaucht. Doch der "letzte lebende Schatz Kauais", wie er angekündigt wurde, ist ein Showmann. Er knipst sein Lächeln an, greift zur Ukulele und kramt ein paar Aloha-Songs aus seinem endlosen Repertoire – nur um sie meist nach ein paar Zeilen zu unterbrechen, weil ihm irgendeine Anekdote aus seiner langen Inselmusikerkarriere einfällt. "Macht schnell ein Foto, denn bald bin ich tot", sagt er mit Galgenhumor und posiert vor dem sattgrünen Palmenhain des ehemaligen Coco Palms Resorts.

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Vor einigen Jahren waren Johnny Depp und Geoffrey Rush dort für eine Szene von "Fluch der Karibik" an eine Palme gefesselt. Seinen berühmtesten Filmmoment hatte das Resort allerdings Anfang der 60er Jahre. Damals stand Elvis hier für seine Romanze "Blue Hawaii" vor der Kamera und gab bei einer kitschigen Hochzeitszeremonie seiner Filmpartnerin das Ja-Wort.

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Larry, der zu der Zeit regelmäßig auf der Hotel-Bühne stand, erinnert sich noch daran: Wie er selber vor Elvis auftrat und der King ihm applaudierte. Wie er mit ihm zusammen ein Lied anstimmte. Und eben wie die berühmte Hochzeitsszene gedreht wurde. Mittlerweile ist der kleine Hawaiianer allerdings deutlich über 80. Diese Begegnung seine große Anekdote. Und vom Coco Palms kaum noch etwas übrig. Hurrikan Iniki zerstörte es 1992, seitdem ist es außer Betrieb. Ein Feuer gab den Ruinen den verschmorten Rest. Inzwischen wird es aber wieder aufgebaut und soll 2018 öffnen.

Erster Dreh fand 1933 statt

Elvis gehört sicherlich zu den größten US-Stars, die für Aufnahmen auf Kauai waren. Der erste aber war er nicht. Denn bereits 1933 drehte die Regisseurin Lois Weber hier ihr Plantagen-Drama "White Heat" – ein Flop. Seitdem ist die Liste mit Kauai-Produktionen kontinuierlich länger geworden. Über 100 sollen es für Kino und Fernsehen bislang gewesen sein. Zu den wichtigsten Ex-Drehorten kann man sich auf einer Filmtour kutschieren lassen. Nicht alle Filme, bei denen US-Touristen einen Nostalgie-Glanz im Blick bekommen, haben es auch jenseits des Atlantiks zu größerem Bekanntheitsgrad geschafft. Manchmal handelt es sich auch um nicht zu Unrecht vergessene Filmtrashperlen wie "Seven Women from Hell". Das meiste aber kennt man auch als normal filmgebildeter Europäer – von Wolfgang Petersens Viren-Thriller "Outbreak" bis zur Actionkomödie "Sechs Tage, Sieben Nächte". Um der Erinnerung auf die Sprünge zu helfen, flimmern vor jedem Stopp Filmausschnitte auf einem Monitor.

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Einmal hält der Kleinbus am Wailua Wasserfall, der sich in der Eröffnungssequenz der TV-Serie "Fantasy Island" in die Tiefe stürzte. Kurz darauf stoppt er an der malerischen Wailua Bucht, wo es Frank Sinatra einst mit den Traumstrandtücken des Tropenparadieses zu tun bekam. Während der Dreharbeiten zum Kriegsfilm "Der Lohn der Mutigen" wollte er dort schwimmen gehen, sah die Frau des Produzenten im Wasser um Hilfe rufen und wollte sie retten – wurde aber selber von einer Strömung erfasst. "Er war schon ganz blau, als sie ihn kurz vorm Ertrinken in letzter Sekunde aus dem Meer zogen", sagt Guide Jessie, kurz bevor die Tour am Kong-Mountain vorbeifährt. Der hat die Silhouette des berühmtesten Riesenaffen der Filmgeschichte und wurde in Steven Spielbergs "Jäger des verlorenen Schatzes" verewigt.

Hurrikan im Jurassic Park

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Der Hollywood-Regisseur fand Jahre später auf Kauai außerdem die Dschungelkulissen für sein Dino-Spektakel "Jurassic Park" – und bekam es ebenfalls mit Hurrikan Iniki zu tun, der mit 170 Kilometern pro Stunde die Pläne für den letzten Drehtag durchkreuzte. Die Filmarbeiten mussten abgebrochen werden, und Spielberg und seine Crew retteten sich ins Marriott Resort, um sich zu verschanzen. Die Drehorte des Films sind auf der ganzen Insel verteilt, befinden sich oft aber auf privatem Land. Oder sind weit ablegen im Inselinnern, wie der Manawaiopuna Wasserfall, der nur mit dem Helikopter erreichbar ist.

Warum Kauai zum Filmstar wurde, ist nicht schwer zu erahnen: Die Insel bietet Berge und den grünen Waimea Canyon, den "Grand Canyon des Pazifiks", dazu malerische Strände und üppige Vegetation, die ihr den Beinamen Garteninsel eingebracht hat. Anders als auf Big Island brodelt hier kein Vulkan mehr. Stattdessen formen Wind, Meer und Regen unermüdlich die Landschaft. Vor allem für die Tropen muss die Insel daher als Landschaftsdouble einspringen. In Ben Stillers Vietnam-Satire "Tropic Thunder" war die Insel Vietnam. Für "Tears of the Sun" mit Bruce Willis ein Afrika-Ersatz.

Wenn Produktionen die besten Drehorte suchen, kontaktieren sie gern Eddie Abubo. Beim Treffen mit ihm wird in einer Villa gerade das Set für eine Dating-Show abgebaut, an der er mitgearbeitet hat. Eddie ist ein sogenannter Location-Scout, der auf der Hauptinsel Oahu geboren ist, aber schon seit über 30 Jahren auf Kauai lebt. Selbst nach so langer Zeit macht er immer neue Entdeckungen. Bekommt er eine Anfrage, geht er entweder auf die Suche. Oder er hat schon eine Idee, wenn er sein Insel-Foto-Archiv durchsucht. Über 14.000 Aufnahmen sind es, schätzt er.

Auf Kauai zu drehen, sei zwar aufwendiger, weil man Technik und Fachkräfte häufig extra einfliegen müsse. "Man braucht aber keine Visa und es gibt keine gefährlichen Krankheiten", erklärt Eddie. Das Wetter allerdings kann mit seinen Kapriolen einen Drehplan durcheinander bringen. "Wir haben ein Sprichwort: Wenn du das Wetter nicht magst, dann warte 20 Minuten", sagt er. Schließlich wechselt es sehr schnell – wegen der Passatwinde.

Hohe Promidichte

Eddie lebt an der Nordküste, wo im Gegensatz zu den Stränden im Süden die hohen Surfer-Wellen ankommen und viele Häuser auf Stelzen stehen. Teilweise sind die Nachbarn prominent. Julia Roberts soll ein Haus haben. Marc Zuckerberg ebenso. Die Strände aber sind wie auf ganz Hawaii unverkäuflich und immer öffentlich. Und auch die beschaulichen Orte haben sich trotz prominenten Einwohnerzuwachses eine Surfer-Aloha-Grundentspanntheit bewahrt.

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So wie Hanalei, wo George Clooney 2011 in der Familientragikomödie "The Descendants" als betrogener Ehemann auf der Suche nach seinem Nebenbuhler über die Hecken hinweg spionierte. Auch die urige Tiki-Kneipe "Tahiti Nui" war eine Kulisse für den Film. Drei Nächte wurde gedreht. Am vierten Abend gab es eine Party. Bilder an der Wand erinnern daran.

Die wohl imposanteste Filmkulisse der Insel aber steuert die Filmtour nicht an. Die Napali-Küste ist mit dem Auto ohnehin nicht zu erreichen. Die einfachste Möglichkeit ist daher ein Helikopterflug – oder mit einem Katamaran über den Wasserweg. In der dramatischen Landschaft stoßen mächtige, grüne Zacken aus dem Meer heraus, die über die Jahrtausende von Wind und Wetter bearbeitet wurden. Zwei Helikopter schwirren winzig wie Libellen durch die Schluchten. Die Sonne taucht die Küste in ein weiches Licht. Irgendwann scheppert "Flipper" aus den Bordlautsprechern von Captain Andy, als ein paar Delphine neben dem Boot auftauchen.

Gedreht wurde die Delphin-Serie an der Napali-Küste zwar nicht, dafür aber "King Kong", in den 70er Jahren.

Auch man selbst fühlt sich wie in einem Film aus einer anderen Welt, während der Katamaran vor dieser eindrucksvollen Kulisse über das Wasser fegt. Diesmal ist es aber kein Hollywoodblockbuster. Diesmal ist es der eigene.

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Anreise Flüge von Wien nach Kauai ab ungefähr 900 Euro pro Person

Währung US-Dollar. 1$ entspricht ca. 0,86€

Beste Reisezeit Im Prinzip ganzjährig, da sowohl die Luft- als auch die Wassertemperaturen das ganze Jahr lang angenehm sind

Übernachtung Im "Aqua Kauai Beach Resort" gibt es ab etwa 180 Dollar pro Zimmer große Zimmer, eine Poollandschaft und eine schöne Gartenanlage. www.kauaibeachresorthawaii.com.

- Auch das sehr große Kauai Marriott Resort bietet ab ca. 220 Dollar pro Zimmer einen riesigen Pool und direkten Zugang zum Kalapaki Beach. www.marriotthawaii.com/kauai

Filmtouren kostet derzeit 103 Dollar bei Online-Buchung über Roberts Hawaii www.robertshawaii.com/kauai/tours/hawaii-movie-tours

Ausflugstipp Mit dem Katamaran zur Napali-Küste u. a. mit Capt. Andys www.napali.com

Auskunft www.gohawaii.com