Leben/Reise

Was man tut, wenn man ein Nashorn trifft

Egal, was passiert: Ihr bleibt jetzt ganz ruhig", sagt der Guide mit nervöser Stimme. Das ist leichter gesagt als getan. Zehn Breitmaulnashörner – jedes rund zwei Tonnen schwer – traben in unsere Richtung. Unser Herzschlag wird schneller. Es gibt keine Trennwand, kein Netz und schon gar keinen doppelten Boden. Zwanzig Meter, zehn Meter, vier Meter. Plötzlich stehen die Rhinos in einer Fünferreihe vor uns. Wie eine sich vorwärts bewegende Wand kommen sie näher. Um zum Fahrzeug zurückzulaufen ist es bereits zu spät. Die Tiere können 50 km/h schnell sprinten, der Geländewagen ist mehrere hundert Meter entfernt. Der lokale Tracker des Hlane National Park im Königreich Swasiland hebt einen Holzstab mit einer Kugel darauf – und plötzlich drehen die Kolosse wieder ab. "Magic stick (Zauberstab)", sagt er lachend. Denn Nashörner riechen und hören gut, aber sehen ist nicht unbedingt ihre Stärke. Der gehobene Stock hat die Menschengruppe größer erscheinen lassen, als sie tatsächlich ist, deshalb haben die Kolosse sicherheitshalber wieder abgedreht.

Die Nashornbegegnung auf Video:

Für so ein Erlebnis benötigt man zwar das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Doch kaum eine Safari kommt ohne eine solche Geschichte aus. Die Gruppe davor traf einen Löwen, der direkt neben der Toilette faulenzte, aber glücklicherweise die Flucht vor den Menschen ergriff. Andere hatten in der Früh einen Elefanten neben dem Zelt stehen oder sahen Geparden auf der Jagd nach einem Gnu. Das sind nicht nur die Erlebnisse, die man abends in den Lodges mit den anderen Reisenden teilt, sondern sie bleiben unvergesslich. Ein Leben lang.

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Bleibende Erinnerungen können Gorillas in Uganda und dem Kongo sein oder die atemberaubende Tierwelt der Serengeti und der Kalahari. Das ideale "Einsteigerland" ist jedoch Südafrika, nicht nur, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis das vermutlich beste auf dem gesamten Kontinent ist. Es gibt hier auch großartige Unterkünfte, die vielfach auf europäischem Niveau sind. Eine zweiwöchige Safari ist – inklusive allen Flügen – wegen der zuletzt schwächelnden Landeswährung ab etwa 3.000 Euro zu haben. Eine weitere Möglichkeit sind (günstigere) Selbstfahrer-Reisen im Süden Afrikas, denn die meisten Parks können auch selbst erkundet werden.

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Die "Jagd" nach den Wildtieren ist aber nicht einfach, denn diese sind perfekt an ihre Umgebung angepasst. Einen beigen Löwen im beigen Gras zu erkennen, ist durchaus eine Herausforderung. Selbst die erfahrenen Ranger und Guides tauschen sich über Funk, spezielle Landkarten in den Lodges oder mittlerweile auch Internet-Apps darüber aus, wo gerade besondere Tiere wie Hyänen, Wildhunde oder Großkatzen zu sehen seien. "16 Löwen, 1,5 Kilometer nördlich von Satara" ist dann am Mobiltelefon zu lesen. Mitunter muss man sich dort anstellen, in einer Schlange von Fahrzeugen, wenn es etwa Leoparden, Geparden und Löwen zu sehen gibt. Das hängt vor allem davon ab, ob gerade Hauptsaison ist.

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Fixpunkte einer Südafrika-Tour sollten jedenfalls die Nationalparks sein, allen voran der bekannte Krügerpark und derHluhluwe-iMfolozi-Park, in dessen Nähe auch St. Lucia liegt, wo Flusspferde und Krokodile in großer Zahl zu entdecken sind. Die meterlangen, sich in der Sonne räkelnden Reptilien hielt eine deutsche Touristin allerdings für nicht echt: "Die haben immer das Maul offen, die können so ja gar nicht atmen", meinte sie entschieden.

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Wer diese malariagefährdeten Gebiete meiden will, wird im Süden fündig, beispielsweise imAddo Elephant Park. Es gibt jedenfalls zahlreiche Orte in Südafrika, wo man auf die "Big Five" (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe, Leopard) treffen kann. Wer allerdings mit einer Stricherlliste auf die Suche nach dem begehrten Quintett geht, wird wenig Freude haben. Die Bedeutung stammt aus jenen Zeiten, als man noch Jagd auf diese prächtigen Tiere machte und irrtümlich davon ausging, diese fünf seien die gefährlichsten Tiere des Kontinents.

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Am Ende macht es nicht glücklich, vielleicht kurz einen Leoparden über die Straße laufen zu sehen, um so die "Big Five" möglichst schnell abhaken zu können. Am Ende sind es die Naherlebnisse, die jedem Safarifan wirklich Freude bereiten: Eine Antilope, die aus dem Swimmingpool trinkt, während man dort schwimmt, der Schwarm fliegender Fledermäuse, in den man am hellichten Tag geraten ist, oder mit dem Fahrzeug zwischen 200 Büffeln steht, die gerade ihre Rangkämpfe in der untergehenden Sonne ausfechten.

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Dabei ist es in Südafrika nicht erlaubt, die Wege zu verlassen und offroad durch die Savanne zu fahren – aber allein im Nahbereich der Straßen ist all das zu bestaunen.Ein seltsames Wesen ist der Klippschliefer der schon in der Bibel erwähnt wird und heimisch auf dem Tafelberg in Kapstadt ist. Das hasengroßen Tier ähnelt zwar ein wenig einem Murmeltier gehört, aber keineswegs zu den Nagetieren. Sein nächster Verwandter ist – der Elefant, die DNA der beiden hat die meisten Übereinstimmungen. Noch eine Besonderheit haben die Klippschliefer: Sie sind die einzigen Tiere, die stundenlang in die Sonne schauen können. So erkennen sie feindliche Raubvögel rechtzeitig.Wer Tiere in deren natürlichem Habitat besuchen möchte, für den ist Südafrika ein Traum.

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Auch die beiden Meere vor der Haustür sind ein Paradies für Leben – Pinguine, Wale, aber auch Weiße Haie haben dort ihre Heimat. Um alle in diesem Bericht genannten Tiere auf einmal zu sehen, reicht sicherlich ein einziger Südafrika-Urlaub ohnehin nicht aus, allein 41 Antilopenarten gebe es noch zu erkunden.

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Dabei hat Südafrika noch viel mehr zu bieten als nur seine Tierwelt. Die Weingüter laden dazu ein, den Pinotage zu probieren, den Parade-Rotwein der Region. Die Panorama-Route bietet eine einzigartige Bergwelt, noch beliebter ist die Garden Route entlang der Südküste, die an wunderschönen Stränden und Surfer-Hotspots vorbeiführt. Freunde der einzigartigen Pflanzenwelt kommen in derKaroo auf ihre Kosten. Und ein Abstecher nach Kapstadt – samt Gondelfahrt auf den Tafelberg, Kaptour, Besuch der Campsbay und einem Spaziergangang an der Waterfront mit demMocaa-Museum.

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REISEZEIT Südafrika hat verschiedene Klimazonen, eine perfekte Reisezeit gibt es nicht. Manche Besucher stellen den Krügerpark oder die Kalahari in den Mittelpunkt (ideal von Juni bis August), andere richten ihre Reise nach der Walsaison (Juni bis November), den Bedingungen am Kap (Oktober bis April) oder dem Wanderwetter (April, Mai, September, Oktober).

FLÜGE/VERANSTALTER Die besten Anreisemöglichkeiten sind mit Emirates via Dubai, mit Ethiopian über Addis Abeba oder Southafrican via Deutschland. Die AUA fliegt ab Oktober direkt nach Kapstadt. Gute Anbieter für Kleingruppenreisen sind Taruk oder SA-Travel. Spezialisiert auf Wandern ist Wikinger-Reisen. Private Touren (auch für Biker) bietet der lokale Anbieter Fischer-Travels an. Große Anbieter wie Dertour haben Paketangebote.

SICHERHEIT Wichtiges Thema ist die Sicherheitslage. Jeder Reisende sollte Regeln befolgen (keinen Schmuck offen tragen, nächtliche Spazier- gänge meiden). Angst ist nicht angebracht: Die meiste Gewalt passiert innerhalb der Townships, Touristen werden seltener Opfer.

ESSEN Wildfleisch schmeckt sensationell, vor allem die verschiedensten Antilopenarten von Springbock über Impala bis Kudu – sei es als Biltong (Trockenfleisch) oder als Potjie (Eintopf). Straußensteaks sind unschlagbar und fettarm. Sehr gut ist das Essen der Zulus, ihr Bier weniger.

IMPFUNGEN Vorgeschrieben ist keine Impfung. Ratsam sind Tetanus, Polio und Hepatitis. An Cholera, Tollwut und Malariaprophylaxe scheidensich die Geister der Experten.