Leben/Reise

Urlaub im Holzhotel

Meine Kollegin erzählt mir, dass sie im Februar in der Forsthofalm in Leogang Urlaub macht. Sie freut sich noch mehr darauf, als ich ihr von meinen jüngsten Recherchen erzähle. Die haben nämlich durchwegs positive Ergebnisse gebracht. Zum Beispiel, wie erholsam ein Aufenthalt dort angeblich ist. In Leogang ist vom Dach über die Decken und Wände alles aus Holz. Und damit das Haus metall- und leimfrei bleibt, wird es nicht von Nägeln, sondern von Buchenholzdübeln zusammengehalten. Ausgedacht hat sich die Bauweise Erwin Thoma, Chef von Thoma Holz, der als Geschäftsmann allen Grund hätte, die Vorzüge von Vollholzbauten anzupreisen.

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Praktischerweise erhält er aber Unterstützung von der Wissenschaft. Professor Maximilian Moser von der Medizinischen Universität Graz hat nämlich in Studien herausgefunden, dass hölzerne Räume, egal ob aus Zirbe oder Fichte, ein Jungbrunnen sind. Wer in einem Vollholz-Zimmer schläft, erspart dem Herzen pro Nacht die Arbeit von einer Stunde. Anders gesagt kommt der Puls mit 3.600 Herzschlägen weniger aus, wodurch das Herz entspannter und der Körper gelöster ist. Gleichzeitig sind die Tiefschlafphasen länger, das Immunsystem wird gestärkt und das vegetative Nervensystem ist vitaler. Doch davon wusste Thoma nichts, als er vor vielen Jahren als Förster mit seiner Familie in einem abgelegenen Holzhaus lebte. „Als mein Sohn schulpflichtig wurde, mussten wir nach St. Johann im Pongau ziehen. Wenig später waren unsere beiden Kinder krank.“

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Später wurde festgestellt, dass die Husten- und Erstickungsanfälle auf die verleimten Holzplatten im neuen Haus zurückzuführen waren. Die Kinder reagierten allergisch, was Thoma veranlasste, mit dem 80-jährigen Großvater seiner Frau, einem Zimmermann, alle Spanplattenböden zu ersetzen. Die Kinder wurden wieder gesund und Thoma gebar eine Geschäftsidee. Naturholzverarbeitung, bei der er altes Wissen mit moderner Technik verband. Sogar ein eigenes Forschungszentrum richtete er ein. Heute, mehr als 20 Jahre später, hat der Salzburger mehr als 1.000 Vollholzprojekte auf der ganzen Welt umgesetzt. Einst als Spinner bezeichnet, der mit Mondholz esoterischen Klamauk betreibt, gilt er heute als Österreichs Baumflüsterer und angesehener Fachmann. Selbst die norwegische Königsfamilie ließ ihre Sommerresidenz von ihm bauen und auch Hoteliers setzen auf sein Wissen. Nicht nur die Forsthofalm, sondern auch das Naturhotel Waldklause im Ötztal wurden nach Thomas „Holz100“-Methode errichtet.
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Dass es fünf Mal von der Zeitschrift GEO als bestes Ökohotel Europas ausgezeichnet wurde, kommt bestimmt nicht von ungefähr – was Auslastungsraten von bis zu 90 Prozent belegen. „Das ist für Hotels am Land alles andere als eine Selbstverständlichkeit“, sagt Thoma. „Es ist toll, wenn die Bauweise in betriebswirtschaftliche Daten eingreift.“ Ganz abgesehen davon, dass Holz beim Energie sparen hilft, nachkommenden Generationen keinen Müll hinterlässt und für Wohlfühlatmosphäre sorgt. „Der Mensch lebt heute anders als vor 50 Jahren. Damals verbrachte er die Tage auf dem Feld, heute hält er sich vor allem in Gebäuden auf und benötigt eine Energietankstelle,“ ist der Unternehmer überzeugt. In der Stadt noch viel mehr als auf dem Land. Bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg Ende März, wird das Wohnen in der Stadt deshalb ein großes Thema sein. Um auch Städtern ein Leben ohne Chemie und mit der Kraft der Natur zu ermöglichen, hat sich Thoma am Projekt „Woodcube“ beteiligt. Dahinter verbirgt sich ein fünfstöckiges Wohnhaus, das extra für die IBA entwickelt wurde.

Das „wohl klimaneutralste und gesündeste Mehrfamilienhaus der Welt“ wurde zu 100 Prozent aus natürlichen, unverleimten Vollholzelementen erstellt – von der Decke bis zu den Wänden. Ein Teil der Wohnungen wurde bereits verkauft, ein paar Einheiten sind noch frei. Um in den Genuss der nachhaltigen und gesunden Lebensweise zu kommen, müsste man allerdings nach Hamburg ziehen. Dann doch lieber zuerst die Konstitution der Kollegin prüfen. Wirkt sie nach ihrem Urlaub in Leogang ganz entspannt, kann man seine Sachen ja immer noch packen.

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