Leben/Reise

Skiurlaub für Spätentschlossene

Egal in welchem Ort man sich befindet, die schneebedeckte Spitze ist fast von überall zu sehen: Auf 2275 Höhenmeter, inmitten der Dolomiten, thront der höchste Punkt des italienischen Skigebiets Kronplatz. Hier im Südtiroler Pustertal treffen mediterrane und alpenländische Lebensart aufeinander, ländliche Idylle vermischt sich mit alpinem Chic. Die Mehrsprachigkeit von Deutsch, Italienisch und Ladinisch, einem rätoromanischen Dialekt, der in manchen Tälern Oberitaliens gesprochen wird, lockt vor allem Österreicher, Deutsche und Italiener in die Ferienregion.

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Während im Tal schon der Frühling eingekehrt ist, bietet der Kronplatz seinen Besuchern eine der längsten Wintersaisonen im Alpenraum. Neuschnee ist auch im März und April nicht ausgeschlossen. Drei Täler ranken sich um den Skiberg - im Norden Reischach bei Bruneck und Percha, im Süden St. Vigil und im Osten Olang. Vom Gipfel aus sind die Talabfahrten bis Ostern und darüber hinaus noch gut befahrbar.

Liebenswerte Kleinstadt

Unsere Tour beginnt in Bruneck, einer Kleinstadt mit rund 15.000 Einwohnern. Jetzt im Frühling laden in der Altstadt Cafés mit ihren Schanigärten zum Verweilen in der Sonne ein, zahlreiche kleine und große Geschäfte locken zum Einkaufen. Große Ketten sucht man hier noch vergebens, vielmehr wird auf kleine Boutiquen und regionale Anbieter gesetzt. Im Feinkostladen Horvath findet sich neben Gams- und Kaminwurst der für die Region typische Graukäse, den man auch aus Nordtirol kennt. Auf Hütten und in Gasthäusern wird er häufig mit Zwiebelringen, Essig und Öl angerichtet und mit Brot serviert. Oberhalb der mittelalterlichen Stadt mit kleinen Gassen thront Schloss Bruneck, das heute ein Museum des Südtiroler Bergsteigers Reinhold Messner beherbergt.

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Von Bruneck geht es weiter nach Rasen bei Olang. In dem kleinen Ort, etwa zehn Busminuten von den Aufstiegsanlagen zum Kronplatz, reihen sich Einfamilienhäuser und Hotels aneinander. Das Ortsbild ist geprägt durch seine Verbundenheit zu Holz - kaum ein Haus kommt ohne sichtbaren Einsatz des Materials aus. Im familiär geführten Hotel Frida empfängt man uns herzlich. Die Begeisterung der Betreiber für ausgefallene Möbel zieht sich vom Eingangsbereich bis in die kürzlich renovierten Vintage-Zimmer. Abends kocht der Chef selbst und ruft schon mal im Zimmer an, wenn das Essen fertig ist. Im hauseigenen Wellnessbereich kann man den Skitag mit ein paar Runden im Schwimmbad oder einem Saunagang ausklingen lassen.

Auf Schneeschuhen den Berg hinauf

Die Nacht ist kurz, denn am nächsten Morgen geht es bereits um 7.00 Uhr Früh auf den Berg. Bergführer Paul Sapelzer von der Alpinschule Pustertal fährt mit uns ins Gsieser Tal. Die unberührte Naturlandschaft ist ein Ruhepol für die Seele und bietet ideale Bedingungen für winterliche Wanderungen, Langlauftouren und Spaziergänge. Mit Schneeschuhen an den Füßen erzählt Paul von Südtirols Frontlinien im ersten Weltkrieg entlang der Dolomiten und den Manövern beider Seiten. Zwar gab es an diesen Fronten keinen Sieger, 1919 wurde Südtirol aber im Zuge des Vertrags von Saint-Germain Italien zugesprochen. Bis heute sind die Berghütten der italienischen und österreichischen Offiziere erhalten - sie durften während des Krieges nicht beschossen werden.

Nach dem Aufstieg mit den Schneeschuhen geht es den Berg rasant hinab - mit dem "Böckl", einer Art Schlitten auf einem verkürzten Ski, fahren wir den Berg fünf Kilometer hinunter. Die Böckl hat Paul Sapelzer selbst gebaut. Gelenkt und gebremst wird mit den Füßen und mit Körpereinsatz.

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Auf der Piz de Plaies, einer Anhöhe auf 1650 Höhenmeter, die man von St. Vigil aus erreicht, wartet ein weiteres Abenteuer: Die "Zip Line", ein Stahlseil auf dem man mit Helm, Klettergurt und Schraubkarabiner eingeklinkt zum Teil 100 Meter über dem Boden dem Tal entgegenschwebt. Bis zu 80 km/h erreicht man auf den insgesamt zehn Etappen - die längste ist rund 800 Meter lang. Mit 3,2 Kilometern ist die Zip Line von St. Vigil die längste Europas. Beim Blick über die Berge und Täler kann man die beiden Instruktoren, Flavio und Radames, verstehen - der Venezianer und der Brasilianer sind aus Liebe zu den Bergen nach Südtirol gekommen und sehen diese nun mehrmals täglich aus der Luftperspektive. Nach etwa einer Stunde ist man wieder am Ausgangspunkt angelangt, der nicht nur mit dem Auto, sondern vom Kronplatz aus auch mit Skiern erreichbar ist.

Nach dem abenteuerlichen Kurzurlaub verlassen wir Südtirol am nächsten Tag. Wiederkehr nicht ausgeschlossen.

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Anreise: Das Pustertal ist von Österreich aus gut mit dem Zug erreichbar, von Wien ist man in circa sieben Stunden in Bruneck. Via Innsbruck fährt man über den Brenner nach Fortezza-Franzenfeste und von dort mit der Lokalbahn weiter nach Bruneck. Zugverbindungen von Österreich nach Südtirol unter www.oebb.at

Skigebiet: Das Skigebiet Kronplatz wird als eines der kinder- und familienfreundlichsten Skigebiete der Alpen bezeichnet, aber auch Abenteurer und erfahrene Skifahrer kommen bei 116 Pistenkilometern auf ihre Kosten. www.kronplatz.com

Schneeschuhwandern und Bergtouren: Die Alpinschule Pustertal bietet geführte Berg- und Schneeschuhwanderungen, "Böcklfahren", Tourengehen und andere Bergaktivitäten an. www.alpinschule.com