Leben/Reise

Atemberaubender Amazonas

Zack! Da zieht etwas im Wasser. Aufgeregt die Leine einholen. Platsch. Ja! Da ist etwas! Noch ein Stückchen. Da! Der erste geangelte Fisch zappelt am Haken einer selbstgebastelten Angel – nur ein langer Silkfaden mit Haken auf Holz gewickelt. Sieht jetzt aber nicht aus wie ein Piranha? Die Freunde im Beiboot applaudieren trotzdem. "Das ist ein Wels, den werfen wir wieder ins Wasser, der muss noch ein bisschen wachsen", erklärt Franz, der Expeditionsleiter. Raimund aus Salzburg, ist kurz darauf erfolgreicher: Er hat den richtigen Fisch am Haken – ein Piranha, etwas größer als eine Handfläche. Applaus, Siegerfoto, Schulterklopfen.

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Raimund und seine Frau Waltraud gehören zu unserer deutschsprachigen Lernidee Gruppe, die eine Rundreise durch Brasilien unternimmt. Gemeinsam mit unserem Expeditionsleiter, dem Schweizer Franz Schuler, der schon viele Jahre in Brasilien lebt, legen wir auf der Amazon Clipper Premium zirka 500 spannende Kilometer am Rio Negro, von Manaus nach Barcelos, zurück.

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Nebenfluss aber oho

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"Wie, Rio Negro? Ich hab doch eine Amazonas-Reise gebucht?" fragt Marita, die aus der Nähe von München kommt, am Anfang der Reise. Schnell wird das Missverständnis aufgeklärt. Der Rio Negro ist ein Nebenfluss des Amazonas und gehört zum Amazonas-Becken, allein die brasilianische Landfläche davon ist größer als Westeuropa. Am Rio Negro sieht es so aus, wie man sich den Amazonas, der schon recht verbaut ist, vorstellt. Der Strom ist an seiner breitesten Stelle mehr als 20, an seiner schmalsten Stelle immer noch fast zwei Kilometer breit.

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Tatsächlich bekommen wir den Amazonas nur kurz zu Gesicht. Und zwar an der Stelle, wo er sich mit dem Rio Negro trifft. Das ist eine ganz besondere Stelle, denn das "Weiß"-Wasser des Amazonas trifft das "Schwarz"-Wasser des Rio Negro, vermischt sich aber für etwa elf Kilometer nicht. Die Gründe dieses Naturereignisses liegen in den unterschiedlichen Eigenschaften der Flüsse, wie pH-Wert, Temperatur und Fließgeschwindigkeit.

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Für viele Teilnehmer ist es ein lang gehegter Traum, das Naturparadies mit eigenen Augen zu sehen, manche zeigen sich aber etwas enttäuscht. Das Bild, dass sie vom Amazonas im Kopf hatten, war voll mit Tieren. Die gibt es natürlich, aber sie warten nicht am Ufer oder im Überschwemmungswald auf uns. "Das ist schließlich die Natur und nicht Disneyland", ermahnt Franz am Abend in gemütlicher Runde bei einem Caipirinha. Wir sind bei hohem Wasserstand hier und da verstecken sich viele Tiere im dichten Wald. Wäre es dann besser, bei Niedrigwasser zu kommen? "Nicht unbedingt, für den Amazonas gibt es keine beste Reisezeit. Bei Niedrigwasser trauen sich zwar mehr Tiere aus dem Wald, dafür kommt man mit den Beibooten nicht nahe an sie ran."

Wenn man die Erwartungen nicht zu hoch schraubt, wird man aber nicht enttäuscht. Wir sehen auf unserer Tour zahlreiche Tiere. Manchmal huschen sie nur vorbei, ein anderes Mal sehen wir sie in voller Pracht.

Affen, Vögel, rosa Delfine

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Schon bei der ersten Ausfahrt mit den Beibooten kommen wir ganz nah an eine Gruppe Totenkopfäffchen heran und beobachten ein Faultier von der Ferne. Auch die Ornithologen kommen auf ihre Kosten, an jeder dritten Ecke entdecken wir farbenprächtige und singende Vögel. Die Pflanzenvielfalt ist ohnehin unbeschreiblich: Etwa 300 Baumarten pro Hektar finden sich im Amazonas, in ganz Österreich sind es nur 65.

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Doch das war längst nicht alles: In den nächsten Tagen entdecken wir bei Sonnenaufgangstouren, Dschungelwanderungen und Nachtexkursionen unter anderem Leguane, Kaimane, Baumboas, Tukane, Papageien und Kolibris.

An einer ungefährlichen Stelle erlaubt uns der Kapitän sogar, im herrlich warmen Rio Negro zu baden. Der schwarze Fluss verleiht unserer Haut unter Wasser einen eigenartigen Farbstich und der Luxemburger Norbert deutet lachend vom Oberdeck auf uns und ruft: "Schaut mal, rosa Delfine!"

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Von denen entdecken wir während unserer Fahrt tatsächlich immer wieder welche – sie tauchen kurz auf und sind genau so schnell wieder verschwunden. Statt einer Rückenflosse haben sie eine Buckel und sind eigentlich nur blassrosa, im Rio Negro wirken sie aber sehr farbintensiv. In voller Pracht, von der Nähe erleben wir die Säugetiere bei einer Fütterung.

Überlebenstraining

Vom Indianer Fernando – sein einziges Werkzeug ist eine Machete – erfahren wir, was es braucht, um im Dschungel zu überleben, wie man ein Blasrohr baut, Feuer macht und in welcher der vielen Lianen-Sorten sich trinkbares Wasser versteckt. Zur Freude einer Teilnehmerin mit Angst vor Spinnen schafft es der Indianer nicht, die Tarantel aus ihrem Nest zu locken, dafür sehen wir die gefährlichsten Ameisen des Dschungels und üben – in der Theorie –, wie man sich vor einem Jaguar schützen kann.

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Auch von Franz lernen wir viel. An den Nachmittagen hält er Vorträge und erklärt Flora, Fauna und das Leben der Ureinwohner. Ein Besuch im Indianerdorf Terra Preta überrascht trotzdem: Mitten im Amazonas, fernab von Städten gibt es Schulen, Supermarkt, Strom und Satelliten-Schüsseln für Fernseher. Schnell baut man einen kleinen "Markt" für uns auf mit selbst geschnitztem Schmuck, Küchenutensilien und Blasrohren.

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Anders im Dorf Airão, das in den 1950er-Jahren verlassen wurde. Hier hat sich die Natur die Gebäude der einst ältesten Siedlung am Rio Negro zurückerobert. Verwunschen, märchenhaft, beeindruckend. Genau so zeigt sich auch der Nachthimmel im Amazonas. Weil dank fehlender Stadtlichter völlige Dunkelheit herrscht, haben wir einen genialen Blick auf die Milchstraße – da schmeckt der abendliche Caipirinha gleich noch besser.

Amazonas in Bildern

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Info

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Anreisez.B. mit der TAM via São Paulo nach Manaus, tagesaktuelle Angebote unterskyscanner.at

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Amazon Clipper PremiumDer Amazonas-Dampfer bietet Platz für max. 30 Personen. Whirlpool an Bord. Die Kabinen sind klimatisiert mit eigenem Bad/WC, Mahlzeiten sind inklusive, die Küche ist einfach und gut, z. B. brasilianische Hausmannskost mit viel Fisch, Fleisch, Reis mit Bohnen. Getränke sind extra zu zahlen, Trinkgeld auch.

Währung 1 € = ca. 4,3 Real

Einpack-Tipps Wer keine Profi-Kamera-Ausrüstung mit riesigen Teleobjektiven mitnehmen will, packt am besten eine kleine Kompaktkamera für Schnappschüsse und ein Fernglas ein. Die Tiere auf einem Foto festzuhalten gelingt mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso nicht. Versuchen Sie den Moment zu genießen, wenn Sie einem Totenkopf-Äffchen begegnen. – So modisch Knallfarben auch sein mögen, lassen Sie die bei der Dschungel-Tour lieber im Koffer oder gleich zu Hause, die locken Insekten nämlich an, auch Schwarz macht sie aggressiv. Tarnfarben sind besser.

Gesundheit Es sind keine Impfungen für die Einreise nach Brasilien vorgeschrieben, ob Gelbfieberimpfung oder Malariaprophylaxe trotzdem sinnvoll sind, besprechen Sie am besten mit einem Tropenmediziner. Hinweis: Am Rio Negro können Malaria-Mücken nicht brüten.

Angebot Die beschriebene Flusskreuzfahrt ist Teil einer 18-tägigen Lernidee-Erlebnisreise mit 6-tägiger Amazonas-Kreuzfahrt, Deutsch sprechender Reiseleitung, UNESCO-Welterbestätten Pantanal und Iguazú, und Stopps in Rio de Janeiro, Manaus und Brasilia ab 6190 €/P. –Termine 2016: 26. 6.–13. 7., 4. 9.–21. 9., 2. 10.–19. 10. – Termin ohne Pantanal: 5. 3.–22. 3. 2016 ab 5990 €/P. – Termine 2017: 26. 2.–15. 3., 2. 4.–19. 4. – Buchung bei Raiffeisen Reisen unter 01/ 313 75-82 oder buze@raiffeisen-reisen.at

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BuchtippAmazonia – Tiere und Pflanzen im größten Landschaftsgebiet der Welt; Thierry Piantanida (Texte) & Araquém Alcântara (Fotografien), Knesebeck–Verlag, 41,10 €

Auskünfte www.visitbrasil.com