Politik

Zaungast ohne Plan

Ein bisschen wirken sie wie Autogrammjäger: Kanzler und Verteidigungsminister, die auf einem NATO-Gipfel, auf dem sie eigentlich nichts verloren haben, nach möglichst prominenten Kandidaten für Schnappschüsse suchen. Außenpolitisch hat man mit solchen merklich schlecht vorbereiteten Ausflügen nichts zu gewinnen. Vor allem nicht, wenn man nicht genau weiß, welche Linie man als NATO-Partner eigentlich einschlägt.

Dass wir mit Afghanistan eigentlich nichts zu tun haben wollen, das haben wir ziemlich rasch nach Beginn der dortigen NATO-Mission deutlich gemacht. Die paar Dutzend Soldaten waren rasch wieder fort und seither wurden Anfragen nach mehr Unterstützung mit dem Hinweis auf unser solides Balkan-Engagement sanft abgewehrt.

Warum also stellt sich Österreich jetzt, wo dieser Einsatz offenkundig vor seinem traurigen Ende und das Land vor einer mehr als ungewissen Zukunft steht, mit ein paar Millionen bei der NATO ein? Geld, das neben den Opfern, die andere Länder am Hindukusch gebracht haben, wie eine verlegene Abschlagszahlung wirken muss, und angesichts unseres mehr als klammen Verteidigungsbudgets anderswo viel dringender gebraucht würde.

Ein kleines, neutrales Land wie Österreich kann mit militärischem Engagement am richtigen Ort zur richtigen Zeit viel außenpolitisches Profil gewinnen. Doch auf US-Zuruf hastig eingezahlte Millionen für Afghanistan, oder vom Verteidigungsminister großspurig angebotene Engagements in Afrikas Bürgerkriegsländern zählen da sicher nicht dazu.

 

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