Politik

U-Ausschuss: Moser mögliche Vorsitzende

Freunde von Gabi Moser erzählen manchmal von diesem Foto. Es soll eine hübsche Frau mit rotem Lockenkopf zeigen; und diese Frau, eine Staatsanwältin, soll Moser derart imponieren, dass sie ihr Bild auf ihrem Schreibtisch stehen hat.

Das Foto existiert wirklich. Vor fast zehn Jahren hat Moser ein Foto von Ilda Boccassini aus einer Zeitung ausgerissen, in eine Klarsichthülle gesteckt und aufgestellt. Die "rote Hilde" ist seit jeher treibende Kraft hinter den Ermittlungen gegen Regierungschef Silvio Berlusconi. Und es ist gut möglich, dass Moser in den nächsten Tagen oft an die Tugenden der mutigen Neapolitanerin denkt.

Denn nachdem Parteichefin Eva Glawischnig "einhellige Signale" bekommen hat, dass die Grünen den Vorsitz im U-Ausschuss übernehmen, gilt Mosers Kür als beschlossen. Für die 57-Jährige wird die Vorsitzführung der endgültige Sprung in die erste Reihe. Denn obwohl die ausgebildete AHS-Professorin seit fast 17 Jahren im Parlament sitzt, ist sie erst in den vergangenen Monaten breitenwirksam in Erscheinung getreten.

Das liegt zum Teil daran, wie sie Politik macht. "Der Gabi geht's um die Sache. Sie ist keine Show-Politikerin, keine, die auf Effekte Wert legt", sagt Rudi Anschober. Anschober, heute Chef der Grünen in Oberösterreich, saß in den 80er-Jahren neben Moser im Bus; man fuhr nach Bayern, um gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf zu demonstrieren. Auf Außenstehende wirkt Mosers Rhetorik bisweilen hölzern. Das liegt an zweierlei: an ihrem tief oberösterreichischen Idiom; und an den Spätfolgen einer Gesichtslähmung, die im Zuge einer Tumor-Erkrankung Ende der 80er-Jahre aufgetreten ist.

"Das hat mich geprägt, zäh gemacht, vieles relativiert", sagt Moser heute. Ihren trockenen Humor und ihren Gerechtigkeitssinn hat sie dennoch nie verloren. "Sportliche Fairness" ist das, was sie beim Vorsitz in den Mittelpunkt stellen will. Fest steht, dass Moser eine ungewöhnliche Vita hat - für eine Grüne: Sie stammt aus einer christlich-konservativen Familie und pflegt ein wertschätzendes Verhältnis zu Teilen der Katholischen Kirche. Sie hat von ihrem Vater mehrere Gewehre geerbt, hat den Jagdschein - aber nie auf Tiere geschossen.

Und als Linzer Ur-Grüne lebt sie den ökologischen Mobilitätsgedanken, indem sie seit 24 Jahren auf ein Auto verzichtet, im Zug zwischen Wien und Linz pendelt und Bierkisten mit einem am Fahrrad hängenden Leiterwagerl transportiert.

Erdig

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Vielleicht ist es dieser erdige Anstrich, der erklärt, warum Moser in anderen Fraktionen weitgehend anerkannt ist. Als "akribische Arbeiterin" beschreibt sie SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter. Und selbst in der ÖVP und beim BZÖ gilt sie als Sach-Politikerin. Ewald Stadler, BZÖ-Mann und Ex-Sitznachbar, äußert sich ausnehmend positiv ("Sie hat Humor") und erinnert sich an erbauliche Gespräche: "Wir haben uns wunderbar über Bert Brecht unterhalten." In den 90ern habe sie sogar Haider beeindruckt.

"Der Jörg hat gesagt: ,Ewald, die Moser würd' als Aufdeckerin zu uns passen.'" Nur die FPÖ findet Moser gar nicht gut: "Sie ist Teil der linken Jagdgesellschaft. Im U-Ausschuss wird sie sich auf einen parteipolitischen Trip begeben", prophezeit Generalsekretär Harald Vilimsky. Moser selbst ärgert das nicht, es wundert sie viel eher. "Denn so nachsichtig wie ich ist bei den Grünen niemand mit der FPÖ."

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