Südtiroler empört über Monti-Sager
Ein Interview des KURIER sorgt in Südtirol für wachsende Empörung. Italiens Premierminister Mario Monti hatte die Schutzmachtfunktion Österreichs für die Region – eine zentrale Säule der Autonomieabkommen – im KURIER infrage gestellt. Diese, so der Regierungschef, sei nicht mehr notwendig. Wien brauche keine Kompetenzen bei inneritalienischen Problemen.
Davon aber will man in Bozen nichts wissen. Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder betonte erneut, dass die Rolle Österreichs "in keiner Weise zur Diskussion steht", Südtirol werde nie auf die Schutzmachtfunktion verzichten.
Noch härtere Worte als der Landeshauptmann und seine regierende SVP wählt naturgemäß die rechtskonservative Opposition. So spricht etwa Ulli Mair, Landesparteiobfrau der Südtiroler Freiheitlichen von "Wahnsinn", solche Aussagen sei man bisher nur aus dem Lager der italienischen Nationalisten gewohnt. Montis Aussagen widersprächen jeder europäischen Grundhaltung.
"Diktatorische Manier"
"Diktatorische Manier" nennt die Südtiroler Freiheit, politische Vertretung der Südtiroler Schützenverbände, die Aussagen des Premiers. Die Freiheitspartei plädiert offen für eine Loslösung von Italien und die sofortige Einführung einer österreichisch-italienischen Doppelstaatsbürgerschaft für alle Südtiroler. Sie sieht sich in ihrer Haltung durch die jüngsten Aussagen bestätigt: Eine neue Diskussion über die Selbstbestimmung der Südtiroler sei überfällig.
Rückendeckung gegen Monti erhalten die Südtiroler auch aus Österreich. Ex-Nationalratspräsident Andreas Khol – als Südtiroler dem Land besonders verbunden – rügt den Premier im KURIER offen: "Beim Thema Südtirol sollte er dringend Nachhilfeunterricht nehmen. Was Monti gesagt hat, ist absolut inakzeptabel. Das zerschlägt viel Porzellan, das seine Vorgänger aufgebaut haben."
Der Konflikt fällt in eine politisch heikle Periode der Beziehungen zwischen Bozen und Rom. Die finanziell mehr als klamme Zentralregierung will vom erfolgreichen Südtirol höhere Leistungen fürs Budget. Die SVP-Regierung will im Gegenzug eine deutliche Ausweitung der Autonomie herausverhandeln.
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