Stronach startet Wahlkampf-Tour in Kärnten
Frank Stronach fliegt Anfang der Woche zurück nach Kanada. Davor wollte er noch einmal aus nächster Nähe seine politischen Eroberungen begutachten: Gerhard Köfer, Bürgermeister von Spittal an der Drau und Ex-SPÖ-Mandatar, war der erste Nationalratsabgeordnete, der sich als Stronach-Gefährte geoutet hat.
Naheliegend, dass der austro-kanadische Milliardär in Kärnten seine Werbetour startet. Gestern Nachmittag besuchte er Köfer in Spittal, mit dabei hatte er weitere Überläufer: den "wilden" Abgeordneten Erich Tadler; die steirische Ex-FPÖ-Klubchefin Waltraud Dietrich und Karin Prokop – die Tochter der verstorbenen Innenministerin Liese Prokop kommt aus der ÖVP Maria Enzersdorf zu Stronach.
Bewegung
Für den Abend waren Tische in einem Gasthaus reserviert – um Interessenten kennenzulernen. Stronach erläuterte, er wolle eine "Bewegung", keine Partei. Deshalb werde es keine Mitglieder im engeren Sinne geben. Am Parteinamen und -programm werde noch gefeilt, das Team soll Ende September feststehen. Im Zentrum sollen "Wahrheit, Transparenz und Fairness" stehen, so Stronach. Er erwartet bundesweit 20 bis 30 Prozent und hofft, den Kanzler zu stellen. Selbst will er das Amt aber nicht. Ob die neue Partei bereits bei vorgezogenen Landtagswahlen in Kärnten antrete, das überlasse er Köfer: "Gerhard kennt sich da besser aus."
Auf Bundesebene gehen derweil die Spekulationen über mögliche Stronach-Adlaten weiter. Zuletzt hat sich der Ex-Presse-Chefredakteur Michael Fleischhacker selbst ins Spiel gebracht. Er wolle keine Funktion, würde aber über einen Berater-Job nachdenken, sollte Stronach anfragen, sagte er Format. Erst vor einem Monat hatte Fleischhacker einen Kuschel-Kommentar über Stronachs ORF-Auftritt geschrieben: "Da sagt einer, der es sich leisten kann, Dinge, die wir alle auch längst hätten sagen können." Den ersten Schritt hat Stronach geschafft: Er hat die Unterstützung von drei Abgeordneten, um ohne das Sammeln von 2600 Unterschriften bei der nächsten Wahl anzutreten.
Neben Köfer werden – wie vom KURIER berichtet – die "wilden" Ex-BZÖ-Abgeordneten Erich Tadler und Robert Lugar unterschreiben. Stronach sagt, es seien schon "mehr als drei" Abgeordnete auf seiner Seite. Der nächste Schritt wäre die Bildung eines Parlamentsklubs – Köfer sagt, das sei derzeit kein Ziel.
Nötig wären dafür jedenfalls fünf Mandatare. Selbst dann könnte aber noch eine Mehrheit im Nationalrat nötig sein, wenn die fünf Abgeordneten von unterschiedlichen wahlwerbenden Gruppen stammen. Aus dem Büro von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer hieß es, man prüfe derzeit alle Szenarien "eingehend". Die anderen Klubs äußerten sich gegenüber dem KURIER noch zurückhaltend.
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