Seid ihr noch bei Trost?
Von Martina Salomon
Mit wie viel Prozent würden die "Piraten" in den Wiener Landtag einziehen? Oder hätten die "Morgenmuffel" (die einst bei einer ÖH-Wahl antraten) in Österreich noch größere Chancen? Dass die "Piraten", die ihren Spitzenkandidaten per Los bestimmten und eigentlich kein Parteiprogramm haben, in Berlin knapp neun Prozent schafften, ist ein Alarmsignal für alle entwickelten Demokratien. In Reykjavik gewann übrigens 2010 der Komiker Jon Gnarr die Bürgermeisterwahl, der für "offene statt versteckte Korruption" eintrat. Österreich wäre für ihn sicher ein besonders gutes Pflaster.
Im Ernst: Bisher musste man sich Sorgen um den Zulauf für populistische Heilsversprecher machen. Nun ist die Politikverdrossenheit der Wähler bereits so groß, dass sie ihre Stimme aus Protest oder aus Spaß Nonsensparteien geben. Drei Konsequenzen sind daraus zu ziehen: Das politische Establishment muss seine Strategie ändern: Auch wenn der eintrainierte Polit-Sprech weniger Stolperfallen bietet, finden ihn die Menschen unerträglich. Medien müssen aufhören, Sportler und Künstler hinaufzujubeln, Politiker aber stets pauschal hinunterzuschreiben und sich dann über Politikverdrossenheit zu wundern. Und leider muss man auch die Wähler fragen: Seid ihr eigentlich noch ganz bei Trost?
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