Politik

Run auf Fußfesseln: Täglich drei Anträge

Unter ein spektakuläres Strafverfahren wird nun auch im Vollzug der Schlussstrich gezogen. Die ehemalige steirische Society-Gräfin Andrea Herberstein bekam in Wien ihren Antrag auf Fußfesseln genehmigt. 22 Euro zahlt sie pro Tag dafür.

Sieben von 21 Monaten waren wegen Förderbetruges zulasten der Steuerzahler und Abgabenhinterziehung bei der Führung von Zoo und Schloss Herberstein unbedingt ausgesprochen worden. Der Betrugsschaden belief sich auf 38.500 €. Die relativ hohe Strafe wurde mit dem Jahre lang praktizierten System begründet.

Die ehemalige Tierpark-Lady wird die Strafe in ihrer Wiener Wohnung absitzen. In der Justizanstalt Simmering wird demnächst das elektronische System angepasst. Die Ehefrau von Opernsänger Thomas Hampson hatte nach der Betrugsaffäre ihren Lebensmittelpunkt in die USA und nach Wien verlegt, ist im steirischen Familienschloss kaum anzutreffen. Mit Fußfessel darf Herberstein ihre Wohnung dann nur nach exakter Absprache mit dem Verein Neustart verlassen.

Gelinderes Mittel

"Wir haben täglich drei Anträge zu bearbeiten", bestätigt Karl Drexler, Chef der Vollzugsdirektion, einen Run auf die Fußfessel. Wer sozialversichert sei oder einer geregelten Arbeit nachgehe, erfülle die formalen Voraussetzungen auf dieses gelindere Mittel der Haftverbüßung. Ersttäter seien bevorzugt. Die Strafhöhe dürfe 12 Monate nicht überschreiten.

Kosten sparend

Kürzlich bilanzierte Justizministerin Beatrix Karl für das Parlament: 455 Anträge auf Fußfesseln seien bisher bewilligt worden. An insgesamt 40.000 Hafttagen habe es keine sicherheitsrelevanten Vorfälle wie Fluchtversuche gegeben.

Die Kosten für den elektronischen Hausarrest beziffert die Ministerin mit 4,50 Euro pro Person und Tag. Die Installierung des Überwachungssystems habe rund 200.000 Euro gekostet. Bisher hätten Einsparungen im Ausmaß von vier Millionen Euro verbucht werden können.