Papst Benedikt XVI. im nahöstlichen Minenfeld
Von Walter Friedl
Groß war der Jubel, als Papst Benedikt XVI. am Freitag im Libanon zu seinem dreitägigen Besuch eintraf. Viele Straßen der Hauptstadt Beirut waren mit Vatikan-Fahnen regelrecht geflutet. Enorm sind auch die Sicherheitsvorkehrungen. Tausende Polizisten sind im Einsatz, der Flugverkehr am Airport wurde um die Ankunft des Kirchenoberhauptes zwei Stunden lag komplett eingestellt – beim Abflug am Sonntag gelten dieselben Restriktionen. Der Grund: Der Libanon ist an sich schon ein heißes Pflaster, speziell für den Papst, doch nach der Veröffentlichung des anti-islamischen Videos hat sich das Gefahren-Potenzial nochmals dramatisch erhöht.
"Ende der Gewaltspirale"
"Der Papst wird zu einem Ende der Spirale der Gewalt und des Hasses aufrufen", sagte der Patriarch der christlich-maronitischen Kirche im Zedernstaat, Bechara Rai. Rund 35 Prozent der Bevölkerung des Libanon sind Christen, die meisten von ihnen gehören den mit Rom vereinten Kirchen an. Insgesamt leben im Mittleren und Nahen Osten etwa 17 Millionen Christen unter 400 Millionen Muslimen. Dieser schwer in Bedrängnis geratenen Minderheit will Benedikt XVI. beistehen – sein Besuch soll sichtbarer Ausdruck dafür sein.
Er will die Christen aufrufen, in ihrer angestammten Heimat zu bleiben. Hintergrund: Wegen Übergriffen haben zwei Drittel der ursprünglich 1,5 Millionen Christen den Irak verlassen. Offizieller Anlass der Visite ist die Übergabe des Schlussdokuments der Nahost-Bischofssynode in Rom 2010 – es war das erste derartige Krisentreffen in der zweitausendjährigen Kirchengeschichte und befasste sich mit der "dramatischen Lage" der Christen in der Region.
Zugleich will der Pontifex Maximus auf den Islam zugehen. Im wahrsten Sinn des Wortes: Am Freitagabend pilgerte er in das Bergdorf Harissa, wo eine große Marien-Statue über Beirut blickt. Die Stätte wird von Christen, Muslimen und Drusen gleichermaßen verehrt. Heute, Samstag, will der Papst mit führenden Köpfen der Muslime im Libanon zusammentreffen.
Als biblisches Land sei der Zedernstaat der "ideale Ort, um der Welt zu zeigen, dass das friedliche Zusammenleben von Religionen keine Illusion ist", sagte der inoffizielle Regierungschef des Vatikan, Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, im Vorfeld der 24. Auslandsreise Benedikts. "Ich komme als Pilger des Friedens für alle Länder in Nahost und als Freund all der Bewohner, was immer sie glauben", sagte der Papst bei seiner Ankunft. Zudem forderte er die Einstellung der Waffenlieferungen an Syrien: "Statt Waffen braucht das Land Kreativität und Ideen für den Frieden."