Neugebauer mit 85,6% wiedergewählt
Von Patricia Haller
In der kleinen Delegiertengruppe, die nach der Eröffnung des Beamtengewerkschaftskongresses rasch Richtung Ausgang und Mittagstisch eilte, wurde gefeixt: "Der Fritz hot's eana wieda eineg'sogt." Woraufhin ein anderer grinsend ergänzte: "Jo, a dem Darabos..."
Der Einladung zur Eröffnung in das Wiener Austria Center war von Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger fast die ganze Regierungsriege gefolgt. Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) hatte laut Organisatoren schon vor zwei Wochen abgesagt.
Applaus
Das war auch besser so. Edmund Entacher, der abgesetzte und per Berufungskommission wieder eingesetzte Generalstabschef, hätte Darabos an diesem Tag in den Schatten gestellt. Entacher, ebenfalls geladener Ehrengast, erntete bei der Begrüßung stürmischen Applaus, sodass er sich von seinem Sessel erhob, um reihum nickend in den Saal zu grüßen. "Hier ist der Entacher Fanclub", sagte ein Delegierter amüsiert. Ein anderer wiederum nahm es kühl. "Dieser Fall ist nur ein Fall von vielen, die pro Jahr entschieden werden."
Und ganz routiniert richtete während seiner Rede auch der Vorsitzende der GÖD, Fritz Neugebauer, dem Verteidigungsminister aus, was er von der geplanten Umwandlung des Heeres in ein Berufs-Heer hält.
Die Landesverteidigung sei einer Reform nach der anderen ausgesetzt. "Hier gehört klares Schiff gemacht", sagte der GÖD-Chef ernst, um sofort die Grenze des Machbaren zu definieren. Er verwies auf die Rede des Bundespräsidenten am Nationalfeiertag. Darin hatte sich Heinz Fischer hinter die "verfassungsmäßig verankerte Wehrpflicht" gestellt, die "eine zentrale Rolle" spiele. Genau dieses Zitat wiederholte der GÖD-Chef.
Zur Frage von Reformen im Bildungswesen sagte Neugebauer, es sei das Koalitionsprogramm umzusetzen. Dies würde sich lohnen. Dass vor dem Austria Center aus Protest ein paar Proponenten des Bildungsvolksbegehrens einen Aufruf zu einem "Bildungsfrühling" gestartet hatten, quittierte der GÖD-Chef mit einer Einladung. Er rief Vertreter des Bildungsvolksbegehrens dazu auf, heute Nachmittag zum Kongress zu kommen - "um mit uns ihre Fragen zu thematisieren. Wir sind offen. Wir diskutieren alles längst mit den Verantwortlichen".
Durchsetzen
An Forderungen hatte Neugebauer einiges parat: Ein neues Dienstrecht mit höheren Anfangsgehältern und optimalem Schutz; eine Gehaltsrunde, die die Kaufkraft stärke; ein neues Arbeitszeit-Modell für die Exekutive; einen Kollektivvertrag für die Beschäftigten der Bundesmuseen und eine Evaluierung der Ausgliederungen.
Am Nachmittag wurde Neugebauer mit 85,6 Prozent wiedergewählt; einen Gegenkandidaten gab es nicht. Dass der seit 1997 amtierende Vorsitzende im Alter von 67 Jahren noch einmal für fünf weitere Jahre an der GÖD-Spitze bleiben will, wird von vielen Delegierten hoch geschätzt - besonders in Neugebauers Fraktion der Christgewerkschafter (FCG). Dort sagen viele, er sei der stärkste Mann, den die FCG habe, der in Zeiten wie diesen besonders für die Lehrer wichtig sei.