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Leichte Entspannung nach Unwettern in der Steiermark

Nach den verheerenden Unwettern in der Obersteiermark hat sich die Lage weitgehend entspannt. Wie die steirische Landeswarnzentrale mitteilte, stabilisierten sich die Pegelstände der hochwasserführenden Mur. Damit könnte das Gebiet südlich von Graz von den befürchteten Überschwemmungen verschont bleiben. Auch im Katastrophenort St. Lorenzen in Paltental, wo eine Schlammlawine am Samstag Dutzende Gebäude verwüstet hatte, war die Lage nach Angaben der Feuerwehr "stabil".

"Die Pegelstände gehen wieder zurück", sagte ein Sprecher in der Nacht auf Sonntag. Damit dürfte das befürchtete Sieben-Meter-Hochwasser in Graz ausbleiben. Um Mitternacht lag der Pegelstand bei 5,74 Meter. Zwar dürfte die Mur bis in der Früh weiter ansteigen, "aber nicht viel", hieß es aus der Landeswarnzentrale. Der Grund sei das Abklingen der Regenfälle in den vergangenen Stunden. Dennoch wurde das Eintreffen des Hochwasserscheitels südlich von Graz mit Bangen erwartet. Während oberhalb der Hauptstadt hauptsächlich landwirtschaftliche Gebiete betroffen waren, sind bei Mellach und Wildon auch Siedlungen hochwassergefährdet.

Das Mur-Hochwasser hatte sich am Samstag in Richtung der Landeshauptstadt Graz gewälzt. An zahlreichen Stellen trat der Fluss über die Ufer. So wurden in Deutschfeistritz (Bezirk Graz-Umgebung) sieben Häuser, eine Firma und ein Reitstall überflutet. Die Feuerwehr kämpfte mit 85 Mann, Hunderten Sandsäcken und zehn Pumpen gegen das Hochwasser. Zuvor mussten auch in Apfelberg (Bezirk Murtal) und Bruck an der Mur mehrere Keller ausgepumpt werden.

Die Sperre der Brucker Schnellstraße (S35) in Fahrtrichtung Norden ist Sonntag früh wieder aufgehoben worden. Laut Asfinag seien die Pegel ausreichend gesunken. Frei sei jedoch auf beiden Richtungsfahrbahnen jeweils nur ein Fahrstreifen. Die Einsatzkräfte hoffen, dass Montagvormittag die S35 wieder komplett für den Verkehr passierbar sein wird.

Entspannung in Graz

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Im Grazer Stadtgebiet wirkten sich gesperrte Brücken, wie etwa die Hauptbrücke, nicht nur auf den Individualverkehr, sondern auch auf den öffentlichen Verkehr aus. Laut Holding Graz muss der gesamte Ersatzverkehr für die Straßenbahnlinien 1, 3, 6 und 7, der im Sommer wegen Bauarbeiten mit Bussen geführt wird, über die Wielandgasse und die Radetzkybrücke ausweichen. Die Haltestellen Andreas-Hofer-Platz, Schloßbergbahn und Schloßbergplatz wurden vorerst nicht angefahren.

Eine Sperre nördlich von Graz musste am Samstag für die Unterführung zwischen Graz-Raach und Judendorf-Straßengel eingerichtet werden, denn sie stand beinahe einen halben Meter unter Wasser. Die Feuerwehr Judendorf-Straßengel pumpte mehrere 1.000 Liter Wasser aus der Unterführung ab. Die Arbeiten mussten jedoch nach einer Stunde eingestellt werden, da immer mehr Grundwasser nachfloss.

Betroffen war auch der bekannte Murradweg R2, der in den Nachtstunden an mehreren Stellen von der Mur überschwemmt wurde. Laut Landeswarnzentrale wurde das 30-jährige Hochwasser nicht wie prognostiziert erreicht. Dennoch trat die Mur wie befürchtet im Raum Wildon südlich von Graz an manchen Stellen über die Ufer.

Aufräumen in Trieben

In Trieben gingen indes die Aufräumarbeiten weiter. Die aus der Oststeiermark entsandten Katastrophenhilfsdiensteinheiten (KHD) wurden aber in der Nacht wieder abgezogen. "Am Sonntag werden entgegen ersten Überlegungen keine weiteren KHD-Einheiten vor Ort sein", teilte der Sprecher des Landesfeuerwehrkommandos Steiermark, Thomas Meier, mit.

Die Aufräumarbeiten seien nämlich mit den bezirkseigenen Einsatzkräften zu bewältigen. Die Triebener Katastralgemeinde St. Lorenzen im Paltental war am Samstag in der Früh durch eine Schlammlawine verwüstet worden, zahlreiche Garagen und Fahrzeuge wurden weggeschwemmt. 140 Personen wurden evakuiert, weitere 109 Personen im Triebener Ortsteil Schwarzenbach. Die meisten kamen bei Verwandten oder Bekannten unter, rund 40 Personen verblieben in einer Notunterkunft des Roten Kreuzes. Weiter gesperrt waren nach Angaben des Ö3-Verkehrsfunks die Schoberpass Straße (B113) und die Triebener Straße (B114).

Erfolglose Suche in St. Lorenzen

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Unterdessen blieb die Suche nach einer leblos in der Mur treibenden Person bisher erfolglos. Ein Pkw-Lenker hatte am Samstag im obersteirischen St. Lorenzen bei Knittelfeld bei der Fahrt über eine Brücke der Mur eine leblose Person im Hochwasser treiben sehen. Die umliegenden Freiwilligen Feuerwehren starteten sofort eine Suchaktion, diese musste jedoch am Abend ergebnislos abgebrochen werden, so Thomas Zeiler vom Bereichsfeuerwehrverband Knittelfeld am Sonntag.

Der Lenker alarmierte gegen 16.30 Uhr die Einsatzkräfte und gab an, dass eine Person leblos in der Mur getrieben sei. Die Feuerwehren und Polizei suchten daraufhin bis in den Raum Leoben die hochwasserführende Mur ab. Der Einsatz von Booten war zu gefährlich. Gefunden wurde nichts. Fraglich sei laut Zeiler, ob ein lebloser Körper wie sonst oft im Rechen eines Kraftwerks hängen bleiben würde, denn wegen des Hochwassers seien die Schleusen oft geöffnet.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit wurden die Ufer abgesucht, denn oft verhängen sich leblose Körper auch an Wurzeln oder im Gestrüpp. Nachdem keine Spur von der vom Passanten gesehenen Person zu finden war, hoffte man bei der Feuerwehr auf einen Fehlalarm. Eine aktuelle Vermisstenmeldung lag bis Sonntagvormittag jedenfalls nicht vor.

Zuletzt war ein 30-jähriger Obersteirer in Einach (Bezirk Murau) vermutlich von Wassermassen mitgerissen worden. Er ist bisher nicht aufgetaucht, nur seine Geldbörse wurde am Freitag im Wasser entdeckt. Theoretisch sei es möglich, dass es sich bei der Beobachtung des Passanten um die Leiche des Vermissten gehandelt hat, so Zeiler.

Todesopfer am Freitag

Die Unwetter hatten am Freitagabend ein Todesopfer gefordert. In Thörl (Bezirk Bruck an der Mur) starb ein 47-jähriger Fußgänger unter einer Mure. Betroffen von Murenabgängen und Überschwemmungen waren die Bezirke Liezen, Murau, Murtal, Leoben, Bruck, Mürzzuschlag und Graz-Umgebung. Der Ort Oppenberg (Bezirk Liezen) war nach Murenabgängen auf beiden Zufahrtsstraßen sogar gänzlich von der Außenwelt abgeschnitten. 160 Soldaten des Bundesheeres rückten aus, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Umweltminister Nikolaus Berlakovich (V) sicherte 1,5 Millionen Euro an Soforthilfe aus Mitteln des Bundes für die Steiermark zu.

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