30 Jahre WWW: Wie der Verkauf einer Sting-CD die Welt veränderte
Von Yvonne Widler
2019 gibt es einiges zu feiern. Zunächst einmal wird das Internet heuer 50 Jahre alt – ins Leben gerufen wurde es am 29. Oktober 1969. An diesem Tag leitete man mit dem so genannten Arpanet die Vernetzung der Großrechner von amerikanischen Universitäten und Forschungseinrichtungen ein.
Bereits am 12. März hieß es: 30 Jahre World Wide Web. Erfinder Tim Burner Lee, ein britischer Informatiker, schrieb an diesem Tag seine Vision von einem weltweiten, verbundenen Informationssystem das erste Mal nieder.
Erster Online-Kauf
Heute, auf den Tag genau, zelebriert das kommerzielle Internet seinen 25-jährigen Geburtstag, zu dem es eine nette Anekdote gibt: Im Jahr 1994 erfreute sich das Album des Musiker Sting „Ten Summoner’s Tales“ größter Beliebtheit. Einer der mehr als vier Millionen Käufer war der 21-jährige Jungunternehmer Dan Kohn.
Er sollte Weltgeschichte schreiben, als er am Nachmittag des 11. August 1994 vor dem PC in seinem Haus in der Nähe von Boston saß und über seine Website NetMarket einem Freund aus Philadelphia die CD von Sting angeboten hat. Der Freund bezahlte die 12,48 Dollar via Internet mit Kreditkarte. Das war die erste Online-Transaktion der Welt.
Die Kommerzialisierung des Webs reicht 2019 von Technologien wie Künstlicher Intelligenz bis hin zu datenbasierten Geschäftsmodellen.
Heute tummeln sich Milliarden von Menschen in einer Welt, deren Grundregeln sie vermutlich noch weniger durchschauen als die der analogen. Die wenigsten Internet-User wissen, wie Rechner funktionieren oder wie Algorithmen manipuliert werden. Und doch fühlen wir uns hier mittlerweile zu Hause.
Zu Beginn des Jahrtausends prognostizierten zahlreiche Medienwissenschaftler und auch Psychologen, wie sich die User unweigerlich hin zu Persönlichkeitsverlust und Demenz chatten und surfen. Von unserer Freiheit, Intelligenz und unserer Vertrauensfähigkeit werde nicht mehr viel übrig bleiben. Worte, die heute nicht jeder unterschreiben würde.
Erste drei Treffer
Fakt ist dennoch: „Informationen haben“ und „Denken können“, das ist ein Unterschied. Und was bedeutet Wahrheit für uns eigentlich?
In diesem Zusammenhang sehr interessant: Erhebungen zeigen, dass die meisten Menschen nur die ersten drei aufgelisteten Treffer der Suchmaschine zu ihrer Frage lesen. Sie seien dabei in dem Glauben, die richtige Antwort sicher dort zu finden. Apropos „erste drei Treffer“.
Wikipedia wurde heuer volljährig und feierte am 15. Jänner den 18. Geburtstag. Die Online-Enzyklopädie ist weltweit eine der meistbesuchten Websites und verzeichnet seit der Gründung einen kometenhaften Aufstieg. Das hat selbstredend Bedeutung für den politischen Wahlkampf.
Egal, wonach wir im Netz suchen – an der Spitze erscheint meist ein Wikipedia-Eintrag. Heute gibt es kaum noch jemanden, der nicht zuerst auf Wikipedia liest. Erst wenn es dort steht, ist es passiert. Der 21. März 2019 war daher für viele Wissenssuchende mit Schrecken verbunden. An diesem Tag ging die deutschsprachige Wikipedia-Site für 24 Stunden vom Netz. Damit wollten die Autoren ein Zeichen gegen die EU-Urheberrechtsreform setzen. Über diesen schwarzen Tag gibt es bis dato übrigens keinen Wikipedia-Eintrag.