Politik/Inland

2,8 Millionen wissen noch nicht, wen sie wählen

In vier Wochen dürfen 6,4 Millionen Österreicher wählen. Bundesweit buhlen neun Parteien um deren Stimmen: SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, Orange, das Team Stronach, die KPÖ, die Neos und die Piraten. Erst 57 Prozent der Bürger haben sich „mehr oder weniger“ schon für eine von ihnen entschieden; 2,8 Millionen sind damit noch auf dem Markt. 19 Prozent schwanken noch zwischen zwei Gruppierungen. Das ergibt die jüngste OGM-Umfrage für den KURIER (siehe Grafik).

Viele wählen "weiß"

Alle Inhalte anzeigen
Alarmierend ist für OGM-Chef Wolfgang Bachmayer, dass ebenso viele bereits jetzt bekunden, wohl „weiß“ oder gar nicht zu wählen: „Das ist für Umfragen unüblich deutlich. Es ist auch Ausdruck der zunehmenden Frustration über Parteien und Politiker.“

Sorgen müsse die Politik „dass der Anteil derer, die nicht wählen wollen, bei den unter 30-Jährigen am höchsten ist.“ 26 Prozent von ihnen geben das an; von den über 50-Jährigen sagen das nur 16 Prozent. Mit Verweis auf die Renten-Debatte merkt Bachmayer an: „Die Pensionisten können durch ihre Stimmenmehrheit entscheiden, wie die Zukunft aussehen wird.“

Wahl-Muffel

Wie kann eine Partei Wahl-Muffel umstimmen? Oder jene, die abwägen, für sich gewinnen? Durch gute Auftritte des Spitzenkandidaten bei den TV-Duellen? „Die sind dafür nur beschränkt geeignet. Da geht es vor allem darum, die eigene Wählerschaft zu bestätigen und zu mobilisieren“, urteilt Bachmayer. Anders sei das nur „bei Paarungen mit großen inhaltlichen Überschneidungen, wie bei Strache und Stronach. Stichwort: Euro und EU. Da müssen Signale an Übergangsbereite gesendet werden.“

Ist mit Themen noch zu punkten? „Solche, mit denen Parteien von sich aus mobilisieren können, sehe ich keine mehr“, sagt Bachmayer. „Ereignisse von außen“ könnten aber noch etwas bewegen: „Syrien, das Euro-Thema kann hochkochen, möglicherweise die Hypo Alpe-Adria.“ Verbale oder anderweitige Fehlgriffe könnten ebenfalls auf Wähler wirken – „auch welche aus Reihe zwei der eigenen Partei“. Bachmayer spielt damit auf Wirtschaftskammerboss Christoph Leitl an; der hat Österreich zum Leidwesen der ÖVP als „abgesandelt“ qualifiziert.

Mehr zur Nationalratswahl 2013 finden Sie hier.

Alle Inhalte anzeigen

Österreicher mit Migrationshintergrund sollen am 29. September von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Diesem Ziel hat sich das Magazin biber verschrieben und deshalb eine entsprechende Initiative mit dem Namen "Ich bin Österreich. Ich geh' wählen" ins Leben gerufen. Zur Unterstützung des Anliegens hat man eine Art Promi-Komitee aufgestellt, aus dessen Reihen unter anderem Rapper Nazar, Schauspieler Mike Galeli und Kickboxer Fadi Merza am Freitag in einer Pressekonferenz ein Ja zum Urnengang bewarben.

Die Initiative sieht sich strikt überparteilich. Ziel ist, dass die halbe Million Österreicher mit Migrationshintergrund überhaupt an der Wahl teilnimmt. Immerhin stellt diese Gruppe nach biber-Angaben rund neun Prozent der Wahlberechtigten und hat damit mehr als doppelt so viele Stimmen in der Hand, wie für einen Einzug in den Nationalrat notwendig sind.