Politik/Inland

Werbe-Duell: "Simpel" contra "belämmert"

Nicht nur Spitzenkandidaten treten im Wahlkampf zum Duell an, auch die Werber und Berater hinter den Parteichefs matchen sich um die schrillste Polit-Inszenierung oder das provokanteste Plakat. So auch Mittwochabend beim Talk von UNIQUE-Relations-Geschäftsführer Josef Kalina zum Thema: „Wahlkampf: Wettstreit der besten Ideen oder reine Show?“

Mariusz Jan Demner, Doyen der österreichischen Werber, musste sich einiges anhören: Als „fad“ und „retro“ bezeichnete Josef Koinig, Kreativer der Agentur Jung von matt/Donau und Gestalter der Grünen Kampagne die roten SPÖ-Plakate mit Kanzler Werner Faymann und seiner einmal sicheren, einmal ruhigen Hand. Die grünen Plakate seien hingegen „intelligent“ und „witzig“, „belämmert“ eben.

Kommunikationsberaterin Heidi Glück, langjährige Pressesprecherin von ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, bewertet die SPÖ-Werbung mit drei Worten: „Mut zur Mutlosigkeit.“ Die roten Plakatwellen seien schlicht „simpel“.

Unbeirrt, mit einem Hauch von Siegerlächeln im Gesicht, hörte Demner zu. „Arbeitsplätze, sichere Pensionen, Bildung, keine Zweiklassenmedizin und günstiges Wohnen sind die Themen, die die Österreicher bewegen. Ich habe das Glück, dass mein Auftraggeber diese Themen in seiner DNA trägt.“ Laut Demner liege der SPÖ-Fokus auf einem Zielgruppenwahlkampf. „Wenn wir nur die Hälfte jener Leute, die SPÖ-affin sind, dazu bringen, am 29. September auch SPÖ zu wählen, dann haben wir einen gewaltigen Erfolg.“

Heidi Glück verteidigte die ÖVP-Kampagne als „mutig“. Spitzenkandidat Michael Spindelegger präsentiere sich ungewohnt locker, auch kämpferisch. Er müsse das Image ablegen, farblos zu sein. „Aus dieser Ecke muss er raus“, Skepsis ließ Glück leise durchklingen, ob die ÖVP-Linie „treffsicher“ sei.

Berater Kalina fordert einen „Abrüstungsvertrag“ zwischen Medien und Parteien: „Keine Klatscher in den Studios, keine Fanklubs vor den Fernsehanstalten, keine Aussendungen der Parteipresse und keine Kochshows.“

Schriftsteller Robert Menasse war als Beobachter des Wahlkampfes eingeladen: Sein Resumee: „Als ich die ersten Plakate sah, wusste ich, die ÖVP hat verloren.“ So könne man keine modernen, urbanen Bürger ansprechen.

Mit dem heutigen Tage haben alle Parteien die Vorhänge gelüftet und Ihre Plakate zur Nationalratswahl präsentiert, die uns in den nächsten Wochen an jeder Ecke erfreuen werden. KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter hat sie sich genau angesehen und kommentiert die einzelnen Sujets.

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