Politik/Inland

Herausforderer war gut, der Kanzler war besser

Engagiert, präsent und emotional.“ So bewertete Mediencoach Gerald Groß Kanzler Werner Faymann nach dessen TV-Duell mit BZÖ-Chef Josef Bucher. Die bisher „emotionalste Auseinandersetzung“ habe der Kanzler doch recht klar für sich entscheiden können. „Faymann hat Bucher in die Schranken gewiesen“, befand Groß.

Angriffig wurde Bucher etwa beim Pensionsthema. Aber: „Sobald über Pensionen gesprochen wurde, war Faymann in seinem Element und nicht zu schlagen“, fand Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer.

Oder bei der Bankenrettung: Faymann konnte mit Verweis auf das Kärntner Hypo-Debakel den Ball an den BZÖ-Chef zurückspielen. Faymann wurde sogar laut, wenn es darauf ankam: „Ihre Ahnungslosigkeit ist atemberaubend“, verwies er auf die 20 Milliarden Euro an Kärntner Landeshaftung. Bucher sprach angesichts der Hypo-Verstaatlichung von der „größte Lüge der Zweiten Republik“, konnte aber kaum Fakten nachreichen, außer dass er die Haftung beim Land Bayern gesehen hätte.

Die besten Zitate Faymann vs. Bucher:

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Auch bei der Griechen-Hilfe kamen sich die Kontrahenten – ungewöhnlich für ihre sonst sachliche Art – in die Haare. Bucher, der um sein politisches Überleben kämpft, warf dem Kanzler Versagen auf ganzer Linie vor. Faymann konterte: „Dass sie etwas für arme Leute übrig haben, glaubt ihnen niemand. Ihre Krokodilstränen werden wir zu verhindern wissen.“

Anders als Groß sieht Bachmayer BZÖ-Chef Bucher gleichauf mit Faymann. Das Duell habe sich gedreht, der BZÖ-Mann habe ihn positiv überrascht. „Er war von Anfang an kraftvoll dabei, in der zweiten Hälfte konnte er einige Male gegen Faymann deutlich punkten.“

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Themenführerschaft: 3 Sterne Faymann / 2 Sterne Bucher
Themen wurden großteils von Moderatorin vorgegeben, doch Bucher konnte kaum eigene Akzente setzen. Bucher hat sich aber in der zweiten Hälfte stark verbessert (Bachmayer).
Schlagfertigkeit: 4 Sterne Faymann / 3 Sterne Bucher
Wirkliche Treffer konnte Bucher erst beim Thema Euro landen, sagt Bachmayer. Staatsmann Faymann wählte eine gefährliche Strategie, konnte Bucher aber in die Schranken weisen.
Glaubwürdigkeit: 4 Sterne Faymann / 2 Sterne Bucher
Mediencoach Groß sieht hier Faymann klar voran: "Der Kanzler war sehr authentisch und daher sehr glaubwürdig, speziell was die Hypo betrifft."

Startschuss: Die neue Runde zwischen Kanzler Werner Faymann und BZÖ-Chef Josef Bucher wird erneut eingeleitet mit Einspielungen der Politiker und Mitstreiter über den jeweils anderen. Moderatorin Thurnher spricht Bucher an: Das BZÖ habe bei vielen Beschlüssen der Regierung mitgestimmt - "Konstruktiv", antwortet Bucher.

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Wirtschaft:Bucher setzt zum Sprung an: Steuern und Abgaben - sein Kernthema. Für Faymann aufgelegt: Unter Schwarz-Blau sei die Arbeitslosigkeit höher gewesen als heute - trotz der Krise. Bucher: Die SPÖ vergesse in der Statistik gern die Frühpensionisten. Auch der Schuldenstand werde in der Statistik geschönt, wirft der Oppositionelle dem Kanzler vor.

Pensionen: Für die SPÖ sind Pensionisten eine der wichtigsten Zielgruppen - siehe Plakate. Doch die Pensionisten werden mehr, die Erwerbstätigen in Relation weniger - die berühmte Milchmädchenrechnung. Faymann geht bei Berechnungen bis 2060 von hoher Beschäftigung aus - "um die gehts", so Faymann. "Da müssen wir die Menschen auch nicht dauernd verunsichern". Es seien bereits Schritte gesetzt worden, das Pensionssystem müsse man nicht "umkrempeln". Also keine Reform in der nächsten Legislaturperiode? Nein, aber Anhebung des faktischen Pensionsalters.

Bei der Hypo gehen die Wogen hoch - Faymann wird laut: "Die Ahnungslosigkeit ist atemberaubend." Faymann schiebt den "20-Mrd.-Fehler", "diese Charakterlosigkeit" des Hypo-Debakels auf die Kärntner Politiker, nachdem Bucher auf die Vorgängerregierung mit Josef Pröll verwies.

Bildung: Eine separate Verabredung zum Lehrerdienstrecht mit dem BZÖ käme für Faymann nicht infrage: Er habe einen Koalitionspartner, dem er bis zur Wahl verpflichtet sei. Da wolle er zwei Wochen vor der Wahl "nicht davonlaufen zu einem Herrn Bucher".

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Thurnher sagt, sie kenne die Haltung des BZÖ nicht so recht. "Da haben Sie schlecht recherchiert", so Bucher. Faymann stecke beim Thema Schule im "politischen Kreisverkehr". Es komme ihm nur darauf an, "dass die Schüler etwas lernen". Die Bildungs-Bilanz sei ein Armutszeugnis, die Eltern müssten zu viel Geld für Nachhilfe ausgeben.

Die Redebilanz ist bis dato relativ ausgeglichen - Kanzler Faymann hat ein paar Minuten Vorsprung.

Gemeinsame Schule oder Gymnasium? "Es kann ja beides existieren", sagt Bucher.

Leistung: Die Hälfte der Vorschläge des Rechnungshofs zu Einsparungen seien im SPÖ-Programm inkludiert, sagt Faymann. Man wolle nicht immer Steuern einheben, um Geld hereinzubekommen.

Bucher: "Wir wollen keine Verstaatlichung der Bürger". Stichwort "Bürgergeld": Arbeitslose müssten selbstverständlich abgesichert sein, doch nach einem Jahr bräuchten sie das Gefühl, gebraucht zu werden. "Denen wollen wir anbieten, macht etwas für die Gesellschaft!"

Faymann fragt nach der Freiwilligkeit. Bucher kontert: Er sei gegen ein bedingungsloses Grundeinkommen. Jene, die nicht bereit seien, Arbeit anzunehmen, sollten einen Beitrag leisten.

Griechenland: Das Geld für Griechenland seien Haftungen, für die Österreicher weniger teuer als die Hypo. Bucher wirft dem Kanzler "Schummelei" vor - er habe das Griechenland-Geld den Österreichern als gutes Geschäft verkauft. Faymann protestiert.

Wieviel die Haftungen noch verschlingen? "Das weiß niemand", sagt Faymann. Die EU sei ein Projekt, wo man andere nicht im Stich lasse.
Bucher stichelt: Er führt das berühmte Merkel-Zitat an, nachdem Faymann ohne Meinung nach Brüssel reise, und mit Merkels Meinung wieder wegfahre.

Koalitionen: Die Schlussrunde wird eingeläutet wird der K-Frage: Faymann sagt, er schließe nur die FPÖ aus, freue sich aber nicht über Beteiligung von Stronach oder BZÖ.

Bucher, der sicher ist, dass das BZÖ im Nationalrat bleibt, will nur koalieren, wenn die Steuern gesenkt werden.

Die Redezeit-Bilanz war recht ausgeglichen, Faymann hatte etwas mehr Zeit. Bucher: "Sie sind ja auch Eigentümervertreter hier im Haus". Zum Schluss schütteln die beiden Herren einander die Hände.