Politik/Inland

Tirol-Wahl: Türkis im Schatten von Schwarz

  • Im "schwarzen Kernland" kann die ÖVP noch einmal knapp fünf Prozent zulegen. Sie kommt auf 44,3 Prozent.
  • Die FPÖ kommt auf 15,5 Prozent - ein Plus von 6,2 Prozent.
  • Den Kampf um Platz zwei entscheidet jedoch die SPÖ (17,3 Prozent) knapp für sich.
  • Die Grünen können allzu große Verluste abwenden und holen rund 10,7 Prozent (-1,9 Prozent).
  • NEOS und Liste Fritz schaffen mit jeweils rund fünf Prozent knapp den Sprung in den Landtag.
  • Die Ergebnisse im Detail finden Sie hier.

Die neue Parteifarbe suchte man auf Günther Platters Wahlplakaten vergeblich, auch der ÖVP-Spitzenkandidat selbst bezeichnete sich wider die Umfärbung der Bundespartei rund um Kanzler Sebastian Kurz stets als Schwarzen. Und diese Strategie ging offensichtlich auf: Die Wahltagsbefragung von SORA zeigt, dass ÖVP-Spitzenkandidat Platter mit Abstand das stärkste Wahlmotiv bei der Tiroler Landtagswahl war. Jeder dritte ÖVP-Wähler führte den Landeshauptmann selbst als Hauptgrund an, das Kreuz bei der Volkspartei zu machen (siehe Grafik). Die Unterstützung durch die türkise Bundespartei wurde zwar als mögliches Wahlmotiv von SORA abgefragt, von den ÖVP-Wählern in der schwarzen Bastion Tirol aber kaum wichtiges Argument für die Wahlentscheidung angegeben.

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Kurz, der in der ÖVP-Wahlkampfzentrale mit Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck an der Seite Platters mitjubelte, sagte nach der ersten Hochrechnung: "Das Tiroler Wahlergebnis hat unsere Erwartungen übertroffen." Es habe gezeigt, dass "die Sacharbeit, das Miteinander und der neue Politikstil ihre Zustimmung bekommen". Dieses Ergebnis, so der Chef der gerade im Raucher-Dilemma gefangenen türkis-blauen Bundesregierung letztlich, "gibt uns auch auf Bundesebene ordentlich Rückenwind".

Der ÖVP-Chef sollte an diesem Wahlabend allerdings nicht der einzige Bundespolitiker sein, der sich über das Tiroler Ergebnis freut. Max Lercher, Bundesgeschäftsführer der in Tirol zweitplatzierten SPÖ, zeigte sich zufrieden: "Es ist ein absolut gutes Ergebnis. Wir haben einmal mehr gezeigt, dass wir bei Wahlen wieder zulegen können." Dies gelang, so Lercher, schließlich auch bei der Nationalratswahl und unlängst in Niederösterreich. Am wichtigsten war den SPÖ-Wählern indes nicht die Spitzenkandidatin Elisabeth Blanik, sondern die inhaltliche Ausrichtung der Partei.

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FPÖ-Mann nicht wichtig

Detto bei den Blauen: Kaum ein Freiheitlicher hat die FPÖ wegen Markus Abwerzger gewählt. Laut SORA findet sich der Spitzenkandidat – im Gegensatz zu allen anderen abgefragten Parteien – nicht unter den zehn wichtigsten Wahlmotiven seiner Partei. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gratulierte dennoch: "Die FPÖ hatte einen Wahlkampf unter widrigen Bedingungen zu führen und wurde mit unfairsten Mitteln bekämpft", spielte er auf den Zwist mit dem ORF Tirol an. "Angesichts dieser Umstände ist das Plus – der stärkste Zugewinn aller Parteien – sensationell", so Strache. Die Bundespolitik, fügte FPÖ-Generalsekretärin Marlene Svazek hinzu, sei nicht für das Verpassen des Wahlziels (Platz zwei) verantwortlich – im Gegenteil: "Die Politik im Bund hat sich bei dieser Wahl sehr positiv ausgewirkt."

Und die einzigen Verlierer des Abends? Die fühlen sich trotz Mandatsverlusts auch in Wien so gar nicht als solche: Zwar reicht laut Grünen-Chef Werner Kogler die "Volksschulmathematik", um das Minus der Partei zu erkennen – dennoch sei das Ergebnis der Tiroler Grünen "mehr als solide".

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