Politik/Inland

Rote ÖGBler flirten mit der FPÖ

Die Sitzung war lange geplant, aber alles andere als ein Routinetreffen. Denn das Thema, das Dienstag im Vorstand der "Fraktion sozialistischer Gewerschafter"(FSG) diskutiert wurde, war höchst konfliktträchtig: Wie gehen wir als Sozialdemokraten mit den Freiheitlichen um? Wie halten wir’s mit Koalitionen? Für FSG-Boss Wolfgang Katzian ging es darum, eine starke Mehrheit gegen eine Zusammenarbeit mit den Blauen zu formen – der Chef der GPA versteht die FSG und seine Teilgewerkschaft als Bollwerk gegen Ausländerfeindlichkeit und Menschenhass ("Die GPA hat ein antifaschistisches Gen"), kurzum: als Bollwerk gegen die FPÖ. Glaubt man FSG-Geschäftsführer Willi Mernyi, so gab es dieses Bekenntnis. "Von 80 Funktionären hat kein Einziger eine Kooperation mit der FPÖ unterstützt, und das ist gut so: Eine Koalition mit der FPÖ würde die SPÖ spalten." Ähnlich Christian Meidlinger, der Chef der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten: "Es gibt nichts zu diskutieren. Wir haben eine Haltung und die sagt: Mit einer FPÖ, die aufhetzt, koalieren wir nicht." Hinter diesem lautstarken Bekenntnis steckt reichlich Wuschdenken. Denn einige Teilnehmer der Sitzung haben einen anderen Verlauf in Erinnerung. "Ich habe mich sehr wohl zu Wort gemeldet", sagt Beppo Muchitsch. Der Chef der Gewerkschaft Bau-Holz ist vehement dafür, sich Rot-Blau offenzuhalten und sich nicht total der ÖVP auszuliefern, indem die SPÖ die FPÖ verteufelt. Ähnlich denkt auch Bahngewerkschaftsboss Roman Hebenstreit.Und dann ist da noch Erich Foglar. Offiziell will sich der ÖGB-Chef nicht zum Verhältnis mit der FPÖ äußern – als Chef des überparteilichen ÖGB stünde ihm derlei nicht zu. Im kleinen Kreis aber soll der frühere Metaller-Chef wiederholt gefragt haben, wie lange die SPÖ gedenke, die Hosen vor der ÖVP runterzulassen. Faktum ist: Den von FSG-Chef Katzian in einem profil-Interview gewünschten Grundsatzbeschluss gegen Blau gab es nicht. "Den brauchen wir auch nicht", sagt FSG-Vize Richard Holzer. "Die FSG verhandelt nicht mit der FPÖ, der Ort für solche Beschlüsse ist der SPÖ-Parteitag." In der FSG hat man sich darauf geeinigt, das Thema FPÖ vorerst nicht allzu laut zu kommentieren. Beppo Muchitsch: "Das Thema ist nur vorübergehend erledigt. Spätestens nach den Wahlen im Herbst kommt es wieder."