Politik/Inland

Nach Plagiatsvorwurf: Wertschätzung für ÖBB-Chef, harsche Kritik an Weber

Zwei Tage nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen den ÖBB-Vorstandsvorsitzenden erhält dieser auf Social-Media-Kanälen und in Medien-Foren außergewöhnlich viel Zuspruch und gleichsam Rückendeckung. Ganz im Gegensatz zu Plagiatsforscher Stefan Weber, dem unter anderem Rufschädigung vorgeworfen wird.

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Rückblick: Am Sonntag berichtet der KURIER über den von Weber erhobenen Vorwurf. Laut dem Plagiatsforscher soll ÖBB-Chef Andreas Matthä seine 2002 an der Fachhochschule Wien (FHW) eingereichte Diplomarbeit "Mitarbeitergespräch und Mitarbeiterbeurteilungen in Projektorganisationen am Beispiel GB Planung & Engineering“ teils "seitenweise und zuhauf" plagiiert haben.

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Es handle sich, so Weber auf KURIER-Nachfrage, um ein "monströses Plagiat", Matthä sei ein "akademischer Großbetrüger", sein Titel müsse aberkannt werden, so es mit rechten Dingen zugehe.

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Die FHW beginnt nun "zeitnah" mit der Prüfung der Arbeit, wie der KURIER berichtete. Weil Matthä selbst darum gebeten hat und weil Weber eine Plagiatsanzeige eingebracht hat.

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Noch ehe die Prüfung ein Ergebnis zeitigen wird (es kann laut FH bis zu einem Jahr dauern), haben sich einige im Netz bereits eine Meinung gebildet und ein Urteil gefällt.

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Im KURIER-Forum fragt ein User "Wer überprüft den Plagiatsjäger?", ein anderer schreibt: "Ein Jäger will sein Opfer erlegen." Dazwischen gibt es anerkennende Worte wie "Bravo Herr Weber, bitten Sie diese lächerlichen Pseudoakademiker weiterhin vor den Vorhang ..."

Matthä meldete sich derweil zu Wochenbeginn selbst zu Wort. Den 40.000 Mitarbeitern gegenüber im ÖBB-Intranet und auf der Vernetzungsplattform LinkedIn.

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Er arbeite seit 1982 für die ÖBB, habe zwischen 1998 und 2002 berufsbegleitend studiert, "Studium, Diplomarbeit und Diplomprüfung nach bestem Wissen und Gewissen erledigt" und die in der Kritik stehende Diplomarbeit "entsprechend den damals geltenden wissenschaftlichen Standards und technischen Möglichkeiten geschrieben".

Weber habe weder ihn noch die FHW zu den Vorwürfen kontaktiert, wiederholt Matthä seine Kritik am Plagiatsforscher. Nur die Fachhochschule werde beurteilen können, "ob ich mein Studium wirklich gut erledigt habe". 

Über 1.600 Likes für ÖBB-Chef

Über 1.600 Likes und weit mehr als 100 Kommentare erhält Matthä bis Dienstag Nachmittag für seine "Stellungnahme" und schriftlich vielfach lobende Worte für seine Arbeit an der Spitze der ÖBB.

Die "Verdienste" von Matthä seien "unstrittig", schreibt unter anderem Günther Koch von Humboldt Cosmos Multiversity. Ex-SPÖ-Politiker und Medienmanager Andreas Rudas hält fest: "Eine besonders erfolgreiche Persönlichkeit wird angepatzt, um in den Medien vorzukommen. Noch dazu hat der akademische Titel in keiner Weise Einfluss auf den Aufstieg und die Erfolge von Andreas Matthä gehabt."

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Gegen "Auf 'Plagiatsjagd'"-Autor Stefan Weber wird indes scharf geschossen. Medienmanager Rudi Klausnitzer attestiert Weber, "das immer gleiche Muster" anzuwenden. "Eigentlich müsste ihm 'Turnitin' wegen missbräuchlicher Verwendung die User-Lizenz entziehen", spielt Klausnitzer auf die von Weber verwendete Plagiatssoftware an.

Weber selbst reagiert auf die Vorwürfe auf LinkedIn, führt unter anderem seine Plagiatsgutachten im Falle des Simulationsforschers Niki Popper an (dessen Verfahren eben eingestellt wurde) an, verweist via Link zum Gutachten über Matthäs Diplomarbeit und wehrt sich gegen die Kritik. "Gegenüber Faktenresistenten" sei er, Weber, "gerne ein Flegel. Sie wollen ein Wissenschafter sein. Dann sehen Sie sich die Matthä-Plagiate in meinem Blog an."