Politik/Inland

Witz-Wahlkampf: Politik als Satire-Objekt

Sie heißen Verein der Freunde der Tagespolitik, Werner Failmann, Raketa oder Die Tagespresse.com – und haben teils mehr Anhänger als ihre Spottobjekte: Im Wahljahr 2013 blüht die Polit-Satire im Internet wie selten zuvor. Verhunzungen von Wahlplakaten, Verballhornungen von Werbesprüchen – der Kreativität der Lästermäuler im sozialen Netz sind kaum Grenzen gesetzt.

Wer hinter den klingenden Namen auf den Plattformen steckt, die vor allem auf Facebook aktiv sind, wird allerdings nicht gerne offengelegt. Verständlich: Schließlich wird man als Macher der Memes auch selbst schnell zum Zielobjekt. Hinter dem Verein der Freunde der Tagespolitik etwa steckt ein mehrköpfiges Team, gegründet von einem Polit-Beobachter namens F. aus Oberösterreich. „Ich möchte im Moment lieber anonym bleiben“, sagt er zum KURIER. Zu nervös seien manche politische Bewerber zur Zeit des Wahlkampfes.

Partei-Parallelen

Einer Partei nahestehen würde er nicht, sagt der im Brotberuf als Werber tätige Oberösterreicher, dessen Logo eine Banane und eine Ratte ziert. Dementsprechend werde auch an alle Parteien „ausgeteilt“: „Dabei finden sich bei allen wahlwerbenden Parteien dieselben inhaltsleeren Muster. Unerwartete Parallelen überraschen dabei oft, beispielsweise zwischen FPÖ und Grünen.“

Und die Reaktion der Betroffenen? „Unserer Wahrnehmung nach wurden unsere Inhalte bereits von Mitarbeitern jeder Partei geteilt oder verbreitet. Natürlich mit Vorliebe dann, wenn es gegen andere geht.“ Dass dabei natürlich der eine oder andere empfindlich reagiert, ist klar: „Das äußert sich durch besonders viele Abgänge, wenn ein auf das Idol dieser Gruppe abzielendes Motiv veröffentlicht wird“, sagt F. Der letzte Fall: Die Anhänger von Sebastian Kurz, die beim humoristischen Umgang mit dessen Person wenig Spaß verstehen. „Zum anderen - für uns unerwartet aber auch oft sehr erheiternd - verstehen viele Grün-Wähler nicht den Funken von Humor.“

Einmischungen von außen gäbe es aber kaum. „Es haben sich auch schon hochrangige Wahlkampfmitarbeiter oder Nationalräte an manchen Diskussionen beteiligt. Es wurde aber noch nie versucht, Einfluss zu nehmen, Druck auszuüben oder finanzielle Angebote zu machen.“

Zum Weinen

Die Wirkung auf Leser- und somit Wählerschaft ist ebenso keine allzu kleine. Gutes Beispiel: Die Tagespresse verbreitete Ende Juni die „seriös getarnte“ Tatsache, dass Edward Snowden in Wien abgetaucht sei. Er „vertraue in die Trägheit der österreichischen Justiz“, hieß es da – trotz dieses leicht irritierenden Untertitels griff die ausländische Presse die Geschichte auf, sie kursierte im ganzen Netz.

Die Wahrnehmung, dass heuer enorm viel Spott im Netz zu finden ist, bestätigen auch die Witze-Produzenten selbst: „So peinlich und kindisch wie ich es diesmal empfinde, war es möglicherweise noch nie. Das kann aber auch daran liegen, dass ich mich noch nie so intensiv damit beschäftigt habe“, meint F. Ob das nicht manchmal zum Weinen sei? „Im Grunde genommen müsste man wohl weinen. Zum Glück gibt es in der Psychologie die Bewältigungsstrategie durch Humor, die einen dann doch wieder vieles ertragen lässt.“