Glawischnig zückte das Taferl
Überraschend spannend" fand Medienexperte Gerald Groß das ORF-Match zwischen Eva Glawischnig und Heinz-Christian Strache am Donnerstagabend.
Neben der harten inhaltlichen Auseinandersetzung, fiel Glawischnigs Inszenierung auf. Für Groß schon fast eine „Überinszenierung“, Strache habe sich hingegen „im Griff gehabt“ und das Publikum „nicht durch Schaum vor dem Mund“ verschreckt. Klar „aggressiver“ sei Eva Glawischnig gewesen, meint auch Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer.
Als bewusstes Haider-Zitat gebracht, präsentierte Eva Glawischnig gleich zu Beginn des Duells ein Taferl, das Strache mit Uwe Scheuch oder Gerhard Dörfler zeigte, um ihn als Chef einer korrupten Partei und generell den „Schaden von Schwarz-Blau“ zu zeigen. Oder: Ein Erlagschein für Strache, damit er 600.000 Euro an die Telekom zurück überweisen könne. Strache geriet zeitweise klar in die Defensive, konterte aber seinerseits mit Untergriffen.
An Sachthemen kamen Bildung, Asyl und natürlich die neue Fußgängerzone in der Wiener Mariahilfer Straße. Für Strache ein Beweis für Chaos, überall dort wo die Grünen mitregierten.
„Jeder hat seine Kernklientel bedient, beide haben relativ wenig Wechselwähler angesprochen“, analysiert OGM-Chef Bachmayer.
Die Bewertung der KURIER-Experten
Themenführerschaft
3 von 5 Punkten
Gleichstand. Keiner der Kontrahenten habe hier einen Vorsprung herausgeholt.
Schlagfertigkeit
4 von 5 Punkten
Aufgrund gelungener Treffer, ein Vorsprung für Glawischnig.
Glaubwürdigkeit
3 von 5 Punkten
Hier sieht Groß Strache vorne, Bachmayer aber Glawischnig. Der OGM-Chef: „Sie haben im Stil ihre Rollen getauscht.“
Heinz--Christian Strache:
Themenführerschaft
3 von 5 Punkten
Hier herrschte Gleichstand.
Schlagfertigkeit
2 von 5 Punkten
Strache geriet teilweise klar in die Defensive.
Glaubwürdigkeit
3 von 5 Punkten
Das Taferl Glawischnigs habe ihre Glaubwürdigkeit untergraben, daher habe Strache hier punkten können, sagt Groß. Anders Bachmayer: Für ihn liegt Strache in dieser Kategorie hinten.
Eine Analyse der Konfrontation Josef Bucher gegen Frank Stronach gibt es hier.
Hier die Konfrontation zum Nachlesen:
Schnell brechen gegenseitige Vorwürfe herein: Glawischnig wirft Strache vor, mit Verurteilten in der Partei zu kooperieren, Strache hingegen kontert mit Vorwürfen gegen Peter Pilz.
Nach 12 Minuten der erste Untergriff: Strache nennt seine Kontrahentin "frustriert", als sie ihn auf sein Badehosenfoto anspricht - sie kontert, mit ihrem Ehemann sei sie oberkörper-technisch schwer zu beeindrucken.
Thema Syrien: 1 Mio. Kinder mussten flüchten. Auch Österreich wird zusätzlich Flüchtlinge aufnehmen. Strache schwenkt um auf Christenverfolgung und will die USA in die Pflicht nehmen. Aufnahme von Flüchtlingen ja, aber nur zeitlich befristet, so der FPÖ-Chef.
Glawischnig erinnert an das Leid der Flüchtlinge.
Thema Mariahilfer Straße: Alle Inputs der Bevölkerung würden aufgenommen, so Glawischnig auf den Vorwurf des "Drüberfahrens". "Wir sollten hier die Kirche im Dorf lassen". Strache hätte hier ein Exempel der Direkten Demokratie statuiert - Vorbild Schweiz.
Thema Bildung: Strache führt die Pisa-Studie an - unter Hinweis auf Migrantenkinder in Schulen. Glawischnig will mit einem "Programm namens "Get in" Junge wieder in den Bildungszyklus zurückholen - und erinnert an Uwe Scheuchs "G'sunde Watsch'n"-Sager.
Thema Lebenskosten: Strache und der kleine Mann. Er will den "rot-schwarzen Verwaltungsspeck" ausdünnen. Und greift die Grünen an, die ja in die nächste Regierung wollen - als "Trittbrettfahrer".
"Von Trittbrett brauchen Sie nicht reden", pariert Glawischnig.
Die Sprache kommt auf hetzerische Facebook-Postings, die zuletzt wieder für Furore sorgten. Strache sieht das so: Die Postings seien Teil des Dirty Campaigning der anderen Lager.
Frage nach Koalitionen: Glawischnig will sich nicht festlegen, nur eins ist klar: Nicht mit den Blauen. Strache schweift ab, und will nochmals klarstellen, dass die FPÖ seit er an der Spitze ist, sauber ist.