Politik/Inland

Anschober: Wenn Ernst der Lage erkannt wird, kein Lockdown

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Donnerstags tagt die Ampel-Kommission, am Freitag, so hat es sich eingebürgert, gibt der Gesundheitsminister zur aktuellen Schaltung ein Pressestatement ab. 

Die Kurzzusammenfassung: Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hatte schon vor der Sitzung der Ampel-Kommission zu drastischen Maßnahmen geraten: Für 20 weitere Bezirke sah sie ein „sehr hohes Risiko“.

Vergangene Woche waren bereits Innsbruck und Innsbruck Land (Tirol), Wels (Oberösterreich) und Hallein (Salzburg) auf Rot gestellt worden. Das bedeutet nun, dass von 94 politischen Bezirken in Österreich 25 auf rot stehen.

Anschober betonte, dass man im Vergleich zum Frühling nun statt 250.000 Neuansteckungen pro Tag weltweit nun bei 350.000 bis 400.000 liege. Mit einem Drittel aller Neuansteckungen sei Europa das "Epizentrum der Pandemie". 

Am Beispiel Tschechiens könne man sehen, "was dieses Virus kann, nämlich sich extrem dynamisch entwickeln", sagte der Gesundheitsminister. 

Dennoch sei er zuversichtlich, dass man in Österreich einen zweiten Lockdown vermeiden könne. Dazu sei es aber notwendig, den Ernst der Lage zu erkennen. "Was wir brauchen, ist die Stimmung des Frühlings, als dieses Österreich gemeinsam gehandelt hat", sagte Anschober. Auch die gestern veröffentlichte Verordnung sei sehr punktgenau und werde sich positiv niederschlagen. 

Zentraler Parameter bei der Frage nach einem weiteren Lockdown ist die Auslastung der Intensivbetten mit Covid-Patienten. Hier zeichne sich eine "überschaubare Steigerung" ab. Waren am 15. Oktober noch sechs Prozent der Intensivpatienten Corona-Infizierte, waren es am 22.10. immerhin acht Prozent. Bis 4.11. erwarte man eine Zunahme auf zwölf Prozent. "Es gibt also absolut keinen Grund für Panik", sagte Anschober. 

Aus seiner Sicht sei seien die nächsten Wochen nun entscheidend. Derzeit gebe es kein Problem, aber das könne sich schnell ändern "wenn die Zahlen durch die Decke gehen". Daher appellierte der Minister an die Bevölkerung, in den Herbstferien zuhause zu bleiben und Reisen zu vermeiden. Auch zu Allerheiligen und Halloween rief er zu Kontaktvermeidung auf. 

Auf die Frage, warum die neue Verordnung später als ursprünglich angekündigt publiziert worden war, erklärte Anschober: "Wichtig ist, dass die Maßnahmen wirken, nicht wann sie publiziert werden." Da die Verordnung aber für viele Einschnitte bedeute und sie ein Recht hätten, sich entsprechend vorzubereiten, sei das Inkrafttreten auch verschoben worden. 

Die Abstimmung sei manchmal zeitintensiver, als man das eingeplant hat, sagte Anschober. "Wir haben ein hochprofessionelles Paket vorgelegt, das dem gerecht wird, was unser Hauptziel ist." Letzteres sei eine Kontaktminimierung. Ein Drittel weniger Kontakte bedeute eine Halbierung der Ansteckung. Auch müssten besonders gefährdete Gruppen geschützt werden.