Christian Kern gegen Wahlbeobachter
Auf deutliche Ablehnung stößt bei Experten der Vorschlag von Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP), die Wiederholung der Bundespräsidenten-Stichwahl im Herbst unter Aufsicht internationaler Beobachter durchzuführen. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) teilt diese Skepsis.
Er fürchte, dass im Ausland ein völlig falscher Eindruck von der Lage in Österreich entstehen könne, berichtet die Krone. "Es geht jetzt um den Ruf unseres Landes. Es sind Formfehler passiert. Aber es ist gut, dass der Verfassungsgerichtshof in seiner Entscheidung und in seinen Empfehlungen so klar war. Auf diese formalen Aspekte werden wir reagieren. Wir werden die eigenen Ansprüche penibel umsetzen. Denn es geht jetzt um die Reputation der Republik Österreich in der Welt."
Jankowitsch: "Ziemliche Fehleinschätzung"
Peter Jankowitsch (82), ehemaliger Außenminister, Kabinettschef bei Bruno Kreisky, UNO-Diplomat und Europa-Staatssekretär, bezeichnet die Idee, OSZE-Wahlbeobachter nach Österreich zu holen, im Gespräch "als eine ziemliche Fehleinschätzung". Dieses Instrument wäre für junge Demokratien in Osteuropa gedacht gewesen, erklärt Jankowitsch.
Auch für Abstimmungen oder Wahlen in instabilen Regionen in Lateinamerika oder in Afrika hatten diese Missionen einen Sinn, so Jankowitsch, der vor einem Vierteljahrhundert selbst als Wahlbeobachter unter anderem in Chile, Nicaragua oder in Namibia im Einsatz war. Jankowitsch hält eine solche Aktion in Österreich nicht nur für unangebracht, sondern er sorgt sich auch um die "Reputation Österreichs, wenn dann etwa Beobachter aus Deutschland hier die Wahllokale stichprobenartig überprüfen".