Politik/Inland

Ziegler: Kurz macht eine "fürchterliche Politik"

Er polarisiert, weil er kritisiert. Jean Ziegler, Schweizer Soziologe, tourt derzeit emsig durch die Welt und bewirbt sein aktuelles Buch "Der schmale Grat der Hoffnung". Dem KURIER gab er bereits Ende März ein ausführliches Interview. Damals beklagte er die "Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals", die den "Dritten Weltkrieg" anführt.

Ziegler gilt als Doyen auf dem Gebiet der Kapitalismus- und Globalisierungskritik. Luzid räsoniert er über "Marktwillkür" und "Monopolisierung von Macht", die zu Kriege, Armut und Epidemien führen. Selbst Dschihadisten, erklärt der Schweizer, seien ein Produkt des Elends, das die kapitalistische Weltordnung mitverantwortet.

Im Gesprächt mit dem Wochenmagazin News wiederholt der bekannte Soziologe seine Maxime. Er kritisiert Donald Trump, der seine Amtszeit "ganz sicher nicht zu Ende führen" wird, und ziseliert die "kannibalische Weltordnung", die mehr Wert auf Profitmaximierung legt, als auf Menschlichkeit. Vor allem Flüchtlinge wurden sehr darunter leiden.

Alle Inhalte anzeigen

Doch Ziegler hat neben Trump und Viktor Orban (ungarischer Premier) noch ein anderes Menetekel ins Auge gefasst: Sebastian Kurz. Auf die Frage, was er denn vom ÖVP-Politiker hält, meint er, dass Kurz eine "fürchterliche Politik" macht. "Dass er die Balkan-Route geschlossen hat, war ein Verbrechen. Denn die zehn Staaten aus dem Ostblock, die in die EU aufgenommen wurden, benehmen sich jetzt wie faschistische Halunken. Aber sie ignorieren das Asylrecht. Ich hoffe, der [Kurz, Anm.] verliert die Wahlen ganz massiv", sagt der Schweizer.

Die Balkanroute wurde im März 2016 nach wenigen Monaten geschlossen. Außenminister Sebastian Kurz reiste zuvor in sämtliche Hauptstädte Südosteuropas, um für die Schließung zu werben und anschließend vorzubereiten.