Politik/Inland

FPÖ-Historikerbericht: "Schonungslos und selbstkritisch"

Weit mehr als 1.000 Seiten hat der Bericht der FPÖ Historikerkommission - und soll eine "umfangreiche, selbstkritische und schonungslose Aufarbeitung der FPÖ-Geschichte sein", kündigt der blaue Chefideologe Andreas Mölzer an.

Eigentlich hätte der lang erwartete Bericht der FPÖ-Historikerkommission gestern, Montag, präsentiert werden soll. Nun wurde der Termin auf August (voraussichtlich 5. August) verschoben. "Dahinter stecken nur Terminschwierigkeiten wegen Urlaub und Wahlkampf. Denn der Bericht ist fertig", erklärt Mölzer, der Leiter der Referenzgruppe für die Historikerkommission ist.

Spulen wir 17 Monate zurück: Die Freiheitlichen haben im Februar 2018 eine Historikerkommission eingesetzt, um "dunkle Flecken" in der Parteigeschichte aufzuarbeiten. Anlass war das einschlägige Liederbuch ("Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million") der Verbindung "Germania zu Wiener Neustadt", der auch der damalige niederösterreichische FPÖ-Spitzenkandidat, Udo Landbauer, angehört. Wenige Tage vor der NÖ-Wahl tauchte das Liederbuch auf.

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17 Beiträge

Insgesamt 17 Beiträge sollen jetzt die Geschichte der FPÖ aufrollen. "Ich habe beim Lesen viele neue Details entdeckt", verrät Mölzer. Eine "politische-moralische Richtschnur", welche Konsequenzen nun gezogen werden sollen, gibt der Bericht allerdings nicht. "Das bleibt den Politikern überlassen", meint der Ex-EU-Abgeordnete.

Sicher ist sich Mölzer heute schon darin, dass es zwei Interpretationsvarianten des Berichts geben wird. Bestes Beispiel ist für ihn das Kapitel über die Frühgeschichte der FPÖ, das vom FPÖ-nahen Historiker Lothar Höbelt verfasst wurde.

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Unter dem Titel "Julius Raab und Anton Reinthaller – die Stabilisierung der Republik" beschreibt er, dass der damalige Bundeskanzler Julius Raab Einfluss darauf nahm, dass ausgerechnet der SS-Brigade-Führer und ehemals überzeugte Nazi Anton Reinthaller im Jahr 1956 zum ersten FPÖ-Bundesparteivorsitzenden gewählt wurde.

Warum? Das interpretiert die Historikerkommission so: "Um die Republik zu stabilisieren, war es Raab wichtig, dass diese Bürger in die demokratische Gesellschaft zurückgeführt werden", sagt Mölzer.

Gerade dieses Kapitel wird Munition für eine zweite Lesart liefern, meint Mölzer. "Auf Grund der Auflistung, wie viele NSDAP-Mitglieder zu den Freiheitlichen gingen, wird die FPÖ sicher nur als Nachfolgepartei dargestellt werden – ohne den anderen Aspekt zu berücksichtigen."