„Einzelfall“: Atib hofft nach Kriegsspiel auf Milde
Kinder in Soldatenuniform, manche wie Leichen am Boden liegend: Die Bilder aus der türkischen Moschee Dammstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk sind deutlich: Hier wird Krieg gespielt, und das wohl nicht gerade zum Missfallen der politischen Führung in Ankara.
Die Frage ist nur: In wie vielen Moscheen hat es solche Kriegsspiele gegeben?
„Nur in der einen Moschee“
Glaubt man dem Moscheeverein Atib, der das Gotteshaus betreibt, heißt die Antwort: „Nur in dieser einen Moschee ist das passiert. Das war ein Einzelfall“, sagt Atib-Sprecher Yasar Ersoy zum KURIER. Genau das stehe auch in der Erklärung, die Atib dem Bundeskanzleramt, konkret dem zuständigen Minister Gernot Blümel, abliefern wollte: Bis Freitagmitternacht hatten der Moscheeverein und die Islamische Glaubengemeinschaft IGGiÖ Zeit, die Vorgänge zu erklären.
Allein, ob das ausreicht, um alle Verdachtsmomente aus der Welt zu schaffen, ist die andere Frage.
Im Ministerium heißt es, man habe zusätzlich bereits drei Personen einvernommen, 25 seien insgesamt vorgeladen; auch ein Lokalaugenschein wurde durchgeführt. Ende kommender Woche will man dann eine erste Einschätzung abgeben, heißt es.
Das klingt nicht mehr ganz so dramatisch wie noch vor knapp zwei Wochen – da war von Seiten der Regierungsspitze von einer möglichen Auflösung des Vereins die Rede.
Das ist allerdings rechtlich durchaus kompliziert; so muss etwa ein Wiederholungsfall vorliegen, um eine Zerschlagung nach Islamgesetz einzuleiten.
Mit einer Auflösung rechnet man bei Atib allerdings ohnehin nicht: „Wir sind kooperationsbereit und haben mit der Abberufung des Moschee-Vorstands und der Suspendierung des Imams die Konsequenzen gezogen. Das war ein wichtiges Signal an die Institutionen“, sagt Ersoy. Er persönlich gehe deshalb nicht davon aus, „dass alle Organisationen mit einem Schlag aufgelöst werden. Das wäre der falsche Weg – und zusätzlich ein falsches Zeichen an jene Menschen, die schon seit 40, 50 Jahren hier engagiert sind.“
Auch Vertreter der Stadt Wien haben die Vereinsführung von Atib jüngst zu einem klärenden Gespräch geladen. Nachdem die Kinder- und Jugendanwaltschaft schon im März in einem Brief an das Kultusamt davor gewarnt hatte, dass die Umtriebe in der Moschee offenkundig das Wohl der Kinder gefährden, wollte die Magistratsabteilung 11 (Kinder- und Jugendhilfe) am Freitag von Atib-Vertretern wissen, wie es zu den „eindeutig gegen das Bundes-Kinder-und Jugendhilfegesetz verstoßenden“ Handlungen kommen konnte.
Dem KURIER wurde aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Jürgen Czernohorszky bestätigt, dass Atib derartige Vorfälle künftig verhindern will. Außerdem habe die MA11 gefordert, dass der Moscheeverein Richtlinien für die Betreuung und den Umgang von Kindern und Jugendlichen entwickeln muss. Atib soll sich interessiert gezeigt haben.