Politik/Inland

Dompfarrer Anton Faber: "Ich glaube, es gibt den Teufel“

Am Freitag beging Anton „Toni“ Faber, seit 1999 Dompfarrer des Wiener Stephansdoms, seinen 60. Geburtstag. Im Club 3 spricht er über den Krieg, die kritisierte Impfstraße im und den Hacker-Angriff auf den Dom.

Es gab ein Telefonat zwischen Papst Franziskus und dem Patriarchen Kyrill, der der russisch-orthodoxen Kirche vorsteht, die an der Seite Wladimir Putins steht. Die Presseaussendung des Vatikans danach klang – verzeihen Sie mir – ein wenig windelweich.

Anton Faber: Mir war es zu wenig. Ich bin sehr enttäuscht davon und würde mir klare Worte gegenüber Kyrill wünschen. Nicht alle Türen zuzuschlagen, aber gleichzeitig sagen: Hier ist grobes Unrecht geschehen.

Sind Sie Kyrill je begegnet?

Ja, anlässlich von Vorbereitungen eines möglichen Papst-Treffens in Wien, wofür er eigens angereist ist. Er hat protokollarische Ansprüche gehabt. Zum ersten und letzten Mal in meinem Leben bin ich im Auftrag des Kardinals zum Flughafen gefahren, mit seinem Dienstauto in prachtvoller Kleidung mit Ring, Birett und Kreuz. In Vorbereitung auf den Gottesdienst war ich tief enttäuscht, dass es ihm nicht um Gesänge, biblische Texte, den liturgischen Ablauf gegangen ist, sondern darum: Wer sitzt höher? Der Patriarch oder der Kardinal?

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Was geht in einem gläubigen Christen, im Dompfarrer vor, wenn er Bilder aus der Ukraine sieht. Gibt es den Teufel?

Ich glaube, es gibt den Teufel. Ich habe ihn persönlich nur im Traum gesehen, sonst nicht. Es gibt die Macht des Bösen und die des Guten, die ich im Gebet, in der Überzeugungsarbeit und im Handeln, aber auch in der Verteidigungsbereitschaft sehe.

Apropos Böse: In der Nacht auf Mittwoch wurden die Glocken des Stephansdoms gehackt, viele für 20 Minuten aus dem Schlaf gerissen ...

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Ich wünsche mir, dass es jemand war, der gegen die nächtlichen Bombenangriffe und die Attacken in der Ukraine Protest schlagen wollte. Wenn es so war, dann hat er dafür im Nachhinein meinen Segen.

Dass Sie im Dom eine Impfstraße eingerichtet haben, hat für viel auch kircheninterne Kritik gesorgt.

Wir haben nie einen einzigen Gottesdienst dadurch abgesagt, niemanden am Beten gehindert – im Gegenteil: 47.000 Menschen wurde eine Impfung ermöglicht. Gleichzeitig haben wir Unterschriften dagegen bekommen. Bei manchem muss ich aussteigen und sagen: „Ich möchte Dich verstehen, aber ich vermag es nicht.“ Warum sich nicht impfen lassen, wenn ich sicher sein kann, mit dreifacher Impfung einer gefahrloseren Infektion entgegenzuschauen und im anderen Fall Todesfälle beklagen zu müssen.

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Zur römisch-katholischen Kirche selbst: Kardinal Schönborn war im Club3-Talk ziemlich eindeutig, dass er sich die Priesterweihe für Frauen nicht vorstellen kann. Wie sehen Sie das?

Ich bin nicht der Theologieprofessor, ich bin nicht der Kardinal, aber ich bin da ganz anderer Meinung. Ich hoffe, dass wir mit den Stimmen der Weltkirche, mit vielen Theologen, mit vielen Bischöfen hier zu einer anderen Position gelangen können. Ich achte die Rücksichtnahme von theologischen Argumenten von gestern und von vorgestern. Aber ich denke mir, da müssen wir deutlich im Heute ankommen. Ich widerspreche einem Kardinal ungern, aber in dieser Sache muss ich es. 

Der Münchner Erzbischof Kardinal Marx sprach sich in der Süddeutschen Zeitung für die Abschaffung des Pflichtzölibats aus. Er sagte: "Bei manche Priestern wäre es besser, sie wären verheiratet".

Ja, wir hören ganz neue Töne von deutschen Bischöfen. Ich bin begeistert davon, denn: Wenn ich das vor 20 Jahren gesagt hätte, hätte ich fürchten müssen, einen blauen Brief unter der Tür zu sehen. Ich bin sehr froh, dass wir eine Weiterentwicklung feststellen können - selbst auf höchster Ebene von Vertrauten des Papstes. Kardinal Marx ist in der engsten Beraterrunde des Papstes. 

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Die Forderung nach der Abschaffung des Zölibats hat Wurzeln, den Priestermangel und die Missbrauchsfälle in der Kirche. Was macht die römisch-katholische Kirche, um Missbrauch maximal vorzubeugen?

Der Rückblick in die Geschichte der österreichischen jüngeren Kirchengeschichte zeigt, dass Kardinal Schönborn sich dem sehr offensiv gestellt hat. Ich glaube, wir sind in Österreich mit Kardinal Schönborn einen vorbildlichen Weg der Aufarbeitung gegangen. Aber natürlich: Jeder einzelne Fall, der in der Kirche passiert, wiegt mehr als in jeder anderen Gesellschaftsschicht. Weil wir vorgeben, wir wären schon auf dem Weg der Heiligkeit. Da sind wir natürlich nicht. Wir sind in Österreich, soweit ich es beurteilen kann, schon wesentlich weiter als in München-Freising und anderswo.