Die Spindeleggers privat: Wie ihre Liebe begann
Von Ida Metzger
Als Michael Spindelegger (53) im April 2011 nach Josef Prölls überraschendem Rücktritt plötzlich zum ÖVP-Chef avancierte, stellte seine Frau Margit eine Bedingung. Grünes Licht für den Vizekanzler-Job gibt es nur, wenn die Karrierefrau – sie ist Abteilungsleiterin am Rechnungshof – im Hintergrund bleiben kann. Margit Spindelegger gibt keine Interviews. Gemeinsame offizielle Auftritte sind eine Rarität. Ausnahme sind der Opernball und die Salzburger Festspiele.
Dem KURIER gab die gebürtige Vorarlbergerin ihr erstes Interview über Familie und Job . Allerdings mit angezogener Handbremse. Beim Gespräch verweigerte sie immer wieder, Fragen zu beantworten. Das Scheinwerferlicht liebt die Frau des Vizekanzlers nicht. Ihre Stärke ist das Understatement.
KURIER: Frau Spindelegger, warum existiert diese Scheu vor der Öffentlichkeit?
Margit Spindelegger: Ich weiß nicht, ob man es als Scheu bezeichnen kann. Es ist mir nur sehr wichtig, mein Leben und das Leben meiner Familie zu schützen. Und insofern habe ich kein Interesse, mit meinen Kindern in den Medien zu stehen.
Michael Spindelegger: Deswegen ist dieses Interview das erste und es wird auch das einzige bleiben, das meine Frau gibt.
Margit Spindelegger: Nein, denn da habe ich die Gelegenheit, Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Nur das Sprechen in der Öffentlichkeit ist sein Job und nicht meiner.
Sie haben einen 13-jährigen und einen 11-jährigen Sohn. Wie gehen Matthias und Patrick mit sehr untergriffigen Kommentaren im politischen Alltag über ihren Vater um?
Michael Spindelegger: Die beiden sind natürlich da und dort enttäuscht und entsetzt, aber mittlerweile kommen sie mit der Kritik sehr gut zurecht. Denn es ändert zum Glück nichts an dem Bild, das sie von mir als Vater haben. Sie wissen, dass diese Kommentare nur ein Teil meines Jobs sind.
Ihre Söhne stellen nie Fragen, warum die Polit-Gegner mit ihrem Vater hart ins Gericht gehen?
Michael Spindelegger: Zu Hause war das noch kein Thema. Wenn Diskussionen in der Schule stattfinden, ist es für meine Kinder nicht so angenehm. Meinen älteren Sohn Matthias bewegt das sicher mehr als den jüngeren Sohn, weil er auch sehr politisch ist.
Michael Spindelegger: Matthias ist der Erste in unserer Familie, der um 19.30 Uhr die „Zeit im Bild“ anschauen will. Die Studentenproteste und die Audimax-Besetzung unter Ministerin Karl haben ihn bewegt. Da gibt es viele Fragen an uns Eltern.
Und wie denken die beiden Spindelegger-Buben über das Bundesheer?
Michael Spindelegger: Auch das wurde vor der Volksabstimmung zu Hause intensiv diskutiert. Aber sie waren beide dafür, dass sie zum Bundesheer gehen werden.
Sie haben beide Karriere gemacht. Dazu kommen zwei Kinder. Wie schaukelt man das?
Michael Spindelegger: Schaukeln würde ich das nicht nennen. Unsere Familie benötigt jede Woche eine genaue Abstimmung. Alles muss organisiert werden. Und natürlich trägt einen Großteil der Erziehung meine Frau. Sie bringt unsere Söhne zum Fußball, oder ist für das Wochenend-Programm zuständig, wenn ich nicht da bin. Das ist mit viel Kleinarbeit und Mühe im Detail verbunden und nur so geht es.
Das klingt so einfach. Kommen Sie nie abgehetzt zum Fußballtraining Ihrer Söhne?
Michael Spindelegger: Natürlich geht sich vieles oft nur in letzter Minute aus. Im Büro müssen Termine verschoben werden. Dann rufe ich wieder Margit an und sage: „Entschuldigung, aber ich schaffe es heute nicht, die Kinder abzuholen.“ Es verlangt jeden Tag viel Geschick, wie man den Tagesablauf einteilt, damit sich alles ausgeht. Aber ich glaube, eine Politikerfamilie unterscheidet sich hier nicht von anderen Familien.
Ihre Söhne scheinen Bilderbuchkinder zu sein. Ihr älterer Sohn Matthias besucht eine Begabtenschule in Mödling ...
Michael Spindelegger: Das ist eigentlich eine ganz normale öffentliche Schule, die nur einen Schulversuch führt. Hier kann man die Unterstufe in drei statt in vier Jahren absolvieren. Es war der Wunsch von Matthias, in diese Schule zu gehen.
Ist der jüngere Sohn so ehrgeizig wie der Bruder?
Michael Spindelegger: Der ist mehr der Sportliche. Patrick besucht ein Sportgymnasium und hat im ersten Jahr ein tolles Zeugnis nach Hause gebracht.
Wer lernt mit den Kindern?
Michael Spindelegger: Ich war zuletzt bei Chemie im Einsatz – allerdings nicht sehr erfolgreich. Das Periodensystem habe ich schon in meiner Schulzeit nicht gemocht.
Margit Spindelegger: Da ich lange in Luxemburg bei der EU gearbeitet habe, bin ich eher für die Sprachen zuständig.
Wie viel Taschengeld gibt es für die Söhne?
Michael Spindelegger: Seit die beiden im Gymnasium sind, gibt es pro Woche fünf Euro.
Der ältere Sohn kommt nun schon in die Pubertät. Wie gehen Sie als Eltern mit dieser schwierigen Zeit um?
Michael Spindelegger: Manchmal ist es schwierig. Er liebt laute Musik und spielt Schlagzeug. Da haben wir alle etwas davon (lacht). Und wie alle Kinder in der Pubertät ist Matthias sehr kritisch. Aber im Großen und Ganzen gibt es keine Probleme.
Ihrem Mann wird oft vorgeworfen, dass er zu farblos ist. Verraten Sie uns, wo hat Ihr Mann Ecken und Kanten?
Margit Spindelegger: Wir sind über 20 Jahre verheiratet, aber eine Farblosigkeit konnte ich in dieser langen und sehr schönen Zeit keine feststellen. Mehr will ich dazu nicht sagen, weil es mir zu privat ist.
W er ist zu Hause der Finanzminister?
Michael Spindelegger: Zu Hause ist der Finanzminister klarerweise meine Frau – weil sie mein volles Vertrauen hat.
Herr Spindelegger, stimmt es, dass Sie für Ihre Frau auf einen Ministerposten verzichtet haben, damit Ihre Frau ihre Karriere in Luxemburg verfolgen kann?
Michael Spindelegger: Für mich ist die Familie etwas Heiliges. Das ist meine absolut oberste Priorität. Meine Frau hat mehrere Jahre in Luxemburg beim europäischen Rechnungshof gearbeitet. Da war es für mich klar, dass ich jedes Wochenende nach Luxemburg pendle, um den Kindern so nah wie möglich zu sein. Wenn es um die Familie geht, gibt es nichts, was mir wichtiger ist.
Wie haben Sie sich kennen und lieben gelernt? Wie kommt ein Niederösterreicher zu einer Vorarlbergerin?
Michael Spindelegger: (lacht). Das war gar nicht so einfach. Die Margit hat in Wien studiert. Es war bei einem Konzert, wo sie mir zum ersten Mal aufgefallen ist. Durch Zufall sind wir uns danach bei einer Einladung eines Freundes über den Weg gelaufen. Da habe ich sie gefragt, ob sie mir nicht einmal beibringen könnte, Kässpätzle zu kochen. Und so sind wir durch viele Zufälle und Umwege zusammengekommen.
Sprechen Ihre Kinder eigentlich auch den Vorarlberger Dialekt?
Margit Spindelegger: Wenn die beiden mit mir in Vorarlberg sind, ja. Es dauert immer ein wenig, bis die Buben wieder drinnen sind, aber dann geht es schon.
Gibt es einen Wunsch für die Zeit nach der Politik?
Michael Spindelegger: Margit und ich würden den Buben gerne einmal für mehrere Wochen die USA zeigen. Dafür hat bis jetzt immer die Zeit gefehlt.
Margit und Michael Spindelgger
Im Frühjahr vermutete das „Profil“ eine Intervention von Michael Spindelegger (mehr dazu hier), dass seine Frau bei vollen EU-Bezügen an den Rechnungshof nach Wien wechseln konnte. Allerdings war Spindelegger beim Wechsel noch 2. Nationalratspräsident. Erst knapp ein Jahr später stieg er zum Außenminister auf.
Bilder: Elf Fakten über Michael Spindelegger