Die AUA fliegt wieder, Gewessler verteidigt Rettungspaket
Um 6.45 Uhr startete heute in Wien-Schwechat der erste Linienflieger der Austrian Airlines in Richtung München - nach fast dreimonatiger Pause.
Im Cockpit der Maschine mit dem Namen „Vienna Johann Strauss Orchestra“ befanden sich Embraer-Flottenchef Ewald Roithner und Sicherheitspilot Rudolf Buchsteiner. Roithner begrüßte mit den Worten: „Ich spreche für alle 7.000 Mitarbeiter, wenn ich sage: We are ready to fly.“
Der vorerst letzte Linienflieger war am 19. März in der Früh in Wien gelandet. Die AUA will im Juni vorerst mehr als 30 europäische Destinationen bedienen. Ab 1. Juli ist die Rückkehr auf die Langstrecke geplant.
Gewessler: "Aasgeier hätten sich breit gemacht"
Nicht abreißen will indes die Kritik am Rettungspaket der Regierung - besonders hart trifft diese wohl die grüne Infrastrukturministerin Leonore Gewessler. Ihre ehemaligen Kollegen von Global 2000 meinen, die Klima-Auflagen gehen nicht weit genug. Sie hätten mehr erwartet.
Gewessler hielt dem am Sonntag in der "ZiB2" entgegen: "Es gab für uns nur zwei Alternativen: Das Rettungspaket oder die AUA in den Konkurs zu schicken." Option zwei hätte zu unmittelbar 7.000 Arbeitslosen geführt, dazu noch einige mehr in Wien und Niederösterreich.
"Aasgeier hätten sich breit gemacht, und Billigstfluglinien hätten die Lücke, die die AUA hinterlässt, gefüllt. Und das auf Kosten des Klimaschutzes und der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer", betonte Gewessler. Und: "Das kann nicht die Zukunft der Flugindustrie sein."
Der Anteil Österreichs an der AUA-Rettung beträgt 450 Millionen Euro, davon 150 als Zuschüsse, 300 als staatlich garantierte Kredite. Ist die AUA wirklich so viel wert?
Gewessler betonte, dass diese Summe geringer sei als die anfangs vom Lufthansa-Konzern geforderte. Zudem sei das Rettungspaket nur der erste Schritt. Die Regierung sei nun gefordert, weitere Gesetze für die Trendwende im Flugverkehr in die Wege zu leiten.
Gegen "Exzesse" bei Kurzstrecken
Damit meint sie einerseits das Anti-Dumping-Gesetz gegen Billig-Tickets, die Neufassung der Flugticket-Abgabe, aber auch Investitionen in die Bahn. Nicht nur Kurzstrecken sollen vermehrt auf die Schiene verlegt werden, auch bei Langstrecken soll künftig weniger geflogen werden. Die Infrastrukturministerin nennt etwa die geplante Investition von einer halben Milliarde Euro in neue Nachtzüge der ÖBB.
Auf die Frage, ob das Anti-Dumping-Gesetz nicht sozial schwachen Familien schaden würde, die für wenig Geld auf Urlaub fliegen wollen, sagte Gewessler: Die Maßnahme treffe vorallem Vielflieger, etwa Manager, die für einzelne Meetings Kurzstrecke fliegen. Diese Exzesse, so die grüne Ministerin, wolle man beenden.