Corona-Massentests: Schwächerer zweiter Tag
Von Christian Böhmer
„Es ist ein kleines Piksen, nicht viel mehr.“ Also sprach Bildungsminister Heinz Faßmann – und ließ sich in die Nase fahren.
In sechs Bundesländern, darunter Niederösterreich, haben am Samstag die Corona-Massentests für Lehrer und Kindergartenpädagogen begonnen. Und Minister Faßmann nutzte diese Gelegenheit im niederösterreichischen Perchtoldsdorf – seine Frau arbeitet als Lehrerin.
Was Österreichs Pädagogen angeht, war der Andrang bei den Corona-Testungen zuletzt durchaus stark. „Rund 65 Prozent der Lehrkräfte haben sich angemeldet und werden höchstwahrscheinlich auch zur Testung gehen“, hieß es im Bildungsministerium. Möglicherweise würden es auch mehr, aber 65 Prozent sei schon eine „sehr gute Benchmark“.
Das stimmt für die Schule in jedem Fall, immerhin hat die Bundesregierung die „Hälfte der Österreicher“ als Messlatte definiert.
Die Massentests für die breite Bevölkerung sind beim Zulauf nicht ganz so stark wie die der Pädagogen.
Vorarlberg, Tirol und Wien begingen am Samstag den zweiten Tag der Massentestungen. Und hier pendelte der Andrang zwischen rege und schwach.
Zufrieden gab man sich in Vorarlberg: Bis in die Nachmittagsstunden hatten 82.533 Personen an den Massentests teilgenommen; am Abend wurde mit weiteren 10.000 gerechnet, die Anmeldequote lag bei gut 28 Prozent – für alle drei Testtage.
Wien lockert Zugangsregeln
Ganz anders die Situation in der Bundeshauptstadt: Rund 24.000 Menschen hatten einen Test-Termin gebucht. Und das ist doch irgendwie ernüchternd, hatte man die drei Standorte doch auf bis zu 150.000 Testungen pro Tag ausgelegt.
„Wir haben mit wenig Zulauf gerechnet“, sagte der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker zu den Zahlen. „Aber ich gebe zu, dass 25.000 an einem Tag noch weniger ist, als ich eigentlich erwartet habe.“ Am Nachmittag änderte die Stadt wohl auch deshalb die Zugangsregeln zu den Tests: Fortan dürfen Angemeldete auch gleich ihre Familienangehörigen mit zum Testen bringen.
Tröpfeln
Ein ähnliches Bild ergab sich bis in den Nachmittag in Tirol: „Der Zulauf ist bisher gering bis mau“, sagte Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi. Bislang seien nur 2.000 Menschen in die Teststationen gekommen.
Am Abend, kurz nach 21 Uhr, vermeldete das Land schließlich, man habe gut 156.000 Testungen erledigt - immerhin 22,65 Prozent aller Testberechtigten.
Kufsteins Bürgermeister Martin Krumschnabel zeigte sich im Gespräch mit der Austria Presse Agentur dennoch enttäuscht: An allen sechs Teststandorten sei „ganz wenig Betrieb“, die Testwilligen würden nur „tröpfeln“. Woran das liege, das sei ihm „schleierhaft“.
Tatsächlich stellt sich insbesondere im Hinblick auf die Zahlen in Wien die Frage: Wie kann das sein? Warum verzichten so viele Bürger auf die kostenlose Gelegenheit, ihren Infektionsstatus abzuklären?
Eine Expertin, die in dieser Situation Antworten sucht, ist Miranda Suchomel.
Die Hygienikerin ist spezialisiert auf „Infektionsprävention“, und sie hat eine Vermutung: „Ich fürchte, dass die, die nun zu den Massentests gehen, ohnehin zu den Vernünftigen gehören, die alle Hygiene- und Abstandsregeln einhalten.“
Maskenverweigerer und Corona-Leugner seien demgegenüber eher schwer für freiwillige Massentests zu begeistern. „Die meiden erfahrungsgemäß solche Möglichkeiten eher.“
Suchomel hält die Massentestung grundsätzlich für sinnvoll – aber wie die meisten Experten eben nur dann, wenn diese mehrmals und in kurzen Abständen wiederholt werden kann.
Kein Freibrief
An all jene, die bei den Massentests ein negatives Ergebnis bekommen haben, richtet die Expertin einen Appell: „Es ist verständlich, dass ein negatives Test-Ergebnis ein Gefühl der Erleichterung vermittelt. Aber man darf das nicht missverstehen.“ Der Test sei lediglich eine Momentaufnahme und „kein Freibrief“ dafür, sich bis Weihnachten unverwundbar zu fühlen.