Anschobers letzte Tage als Minister: Der Grüne gibt den Rosenkavalier
Er ist eigentlich schon weg - aber nicht einfach abgetaucht: Mit roten Rosen verabschiedete sich Rudolf Anschober aus seinem Ministerium und von seinen engsten Mitarbeitern.
Am Tag des Rücktritts hatte Anschobers Pressesprecherin in einem durchaus emotionalen Posting geschildert, wie hoch der Druck während der vergangenen 14 Monate war: "Vieles ist gelungen, manches sogar sehr. Einiges hat weniger gut funktioniert. Aber klar ist: Wir haben alles gegeben. Jeden Tag mit unendlich viel Energie, Motivation und Leidenschaft gearbeitet." Bis zu 100 Anfragen habe es pro Tag allein von Journalisten gegeben. "Es war ein unendlicher Kraftakt."
Anschober hat sich laut eigenen Angaben überarbeitet. Steigende Blutdruck- und Blutzuckerwerte hätten dazu geführt, dass seine Ärzte ihm zu einer längeren Pause geraten haben - diese sei für einen Gesundheitsminister mitten in einer Pandemie aber nicht möglich, sagte Anschober am Dienstag im Zuge seines Rücktritts.
Koalitionsintern hat vor allem für Gesprächsstoff gesorgt, dass Anschober sich dezidiert NICHT bei der Volkspartei oder Kanzler Sebastian Kurz bedankt bzw. diese in seiner Abschiedsrede erwähnt hat. Stattdessen hatte der gebürtige Oberösterreicher über populistische Anwandlungen geklagt und dass er sich bei der Bewältigung der dritten Infektionswelle weitgehend alleingelassen gefühlt hat. Eine Anspielung, die Kanzler Kurz trotz allem nicht auf sich beziehen wollte.
Nachfolger von Rudolf Anschober ist der Wiener Hausarzt Wolfgang Mückstein. Bis dieser am Montag angelobt wird ist Vizekanzler und Grünen-Chef Werner Kogler formal Gesundheitsminister.