1. Mai: Brisanter Maiaufmarsch am Wiener Rathausplatz
So brisant wie heuer war der traditionelle Maiaufmarsch der Wiener SPÖ am Tag der Arbeit seit vielen Jahren nicht mehr. In der Kanzler-Partei rumort es nach der bitteren Schlappe des roten Kandidaten Rudolf Hundstorfer bei den Bundespräsidentenwahlen gewaltig. Der rechte Flügel der Sozialdemokraten spricht sich für eine Annäherung an die FPÖ aus, der linke Flügel möchte ebendies verhindern (siehe Artikel unten).
Chronik-Reporter Elias Natmessnig und Thomas Schwantzer (Video) berichteten für den KURIER vom Wiener Rathausplatz, Stefan Hofer aus der Redaktion.
Video: Buhrufe bei Faymann-Rede
Livebericht
Einige langgediente Sozialdemokraten hatten sich schon am Morgen Sitzplätze für die Reden am späteren Vormittag gesichert.
Zu einem Polizeieinsatz kam es frühen Vormittag: Einige Mitglieder des VSStÖ (Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich) haben bengalische Feuer abgebrannt und wurde von der Polizei daraufhin vom Rathausplatz verwiesen. Auch Identitätsfeststellungen wurden durchgeführt, sagt Wiener VSStÖ-Chefin Raffaela Tschernitz zum KURIER.
Die Roten aus Liesing präsentierten sich dagegen loyal und trafen am Rathausplatz mit rot-weiß-roten Schildern mit der Aufschrift "Werner, der Kurs stimmt!" ein. Wenig verwunderlich, ist Parteichef und Kanzler Werner Faymann im 23. Wiener Gemeindebezirk zuhause.
Auch die kommende Stichwahl war natürlich Thema: Auf einem Plakat ist zu lesen: "SEKTION 8 REBELLINNEN WÄHLEN VAN BELLEN". Die Festtribüne vor dem Wiener Rathaus füllte sich alsbald, darunter natürlich Hausherr Michael Häupl, rechts daneben ÖGB-Präsident Erich Foglar.
Bei der traditionellen Rede des SP-Parteivorsitzenden wurde Faymann durchgehend und lautstark ausgebuht. Die Seine Kritiker hatten sich zudem ganz vorne bei der Bühne platziert. Bei der Rede von Bürgermeister Michael Häupl verstummten die Buhrufe wieder. Häupl gab in seiner Rede auch indirekt eine Wahlempfehlung für Alexander Van der Bellen ab.
Mit einem Schachzug wollte die Parteispitze übrigens ein unversöhnliches Ende der 1.-Mai-Veranstaltung verhindern. Üblicherweise tritt zuletzt der Parteichef ans Rednerpult; da Buhrufe bei Faymanns Rede laut KURIER-Informationen schon befürchtet wurden, zog man diese zeitlich vor und ließ danach Häupl ans Mikrofron, bei dessen Rede unter den Zuschauern wieder Ruhe einkehrte.