Geld verdirbt nicht, es legt den Charakter offen
Das profil deckt in dieser Woche eine besonders beschämende Form von Steuerbetrug auf. Eigentümer von Motorbooten am Wörthersee zahlen zwar gerne ein paar Hunderttausend Euro für eine Lizenz zum Angeben. Aber bei der Berechnung der Steuer für ihr Boot geben sie gerne eine geringere Motorleistung an. So spart man 1400 Euro im Jahr. Gehen wir davon aus, dass es sich dabei um geachtete Mitglieder unserer Gesellschaft handelt, die im Yachtclub gerne mal über Sozialschmarotzer quengeln.
Da ist es unser Überflieger schon grundsätzlicher angegangen. "Man hat keine Sicherheit, was die Steuern betrifft", erklärte Felix Baumgartner der Kleinen Zeitung. Millionen Österreichern geht es anders. Sie haben sehr viel Sicherheit, dass sie sehr hohe Steuern zahlen. Baumgartners Weg in die Freiheit, also in die Schweiz, steht ihnen nicht offen. Übrigens lernen wir anhand dieser Geschichte, dass Baumgartner über seine Steuern mehr nachgedacht hat als über die Politik. Da wäre ihm ja eine "gemäßigte Diktatur" ganz recht.
Die Zeiten des sicheren Wachstums sind vorbei, dafür stehen neue Verteilungskämpfe bevor. Jetzt könnten diejenigen, die schon genug haben, darüber nachdenken, wie die soziale Balance zu halten ist. Das muss nicht einmal ein Akt des Altruismus sein. Wer einmal, etwa in Südafrika, gesehen hat, wie eingeschränkt das Leben der Wohlhabenden hinter dicken Mauern verläuft, sehnt sich schnell nach Europa zurück.
In den USA, wo die Differenz zwischen Reich und Arm auch unter Obama größer wurde, spenden Millionäre einen Großteil ihres Vermögens. Bei uns schummeln sie beim Motorboot. Aber eigentlich sollte sich Leistung lohnen – und nicht der Steuertrick.