Politik

Ex-Vizekanzler Pröll gegen Neuauflage von Schwarz-Blau

Vor einem Jahr ist Josef Pröll aus der Politik geschieden. Seiner Partei geht es nicht gut: Korruptionsvorwürfe, schlechte Umfragewerte. "Wenn die ÖVP auf Platz drei ist, muss man schauen, wie man Ideen am besten umsetzen kann", befand deren einstiger Vizekanzler und Obmann bei einem "Zeitgespräch" im Salzburger Raiffeisenverband. Auch "der Glanz der Großen Koalition" habe "massiv gelitten". Dennoch sieht Pröll nach der Wahl 2013 "keine Koalition mit der FPÖ. Eine zweite Niederlage mit Aufarbeitung kann man sich nicht leisten. Man muss schauen, welche Koalition fachlich authentisch gebildet werden kann."

Pröll plädiert für ein Mehrheitswahlrecht: "Die Mehrheit soll das Sagen haben. Ich glaube, dass damit auch Entscheidungen dynamischer getroffen werden können." Damit würden zwar manche Gruppen nicht mehr an den Futtertrögen sein, "aber das ist mir wurscht. Es kann auch jeder wieder abgewählt werden. Es gibt eine Revanche."

Schwierige Phase

Zum Umstand, dass der parlamentarische Untersuchungsausschuss zu den Korruptionsskandalen ordentlich am Image der ÖVP kratzt, sagt Pröll: "Das ist eine schwierige Phase. Das kann morgen aber auch jemand anderen treffen. Es kann sich niemand zurücklehnen."

Dass in seinen neun Jahren Politiker-Dasein aus Elan langsam Resignation geworden ist, führt Pröll auf eine "Strömung in der Gesellschaft zurück, die auf Verhinderer und Raunzer aufbaut". Es dominiere zudem eine boulevardeske Grundhaltung, "in der eine Jagdeinladung wichtiger ist als die Frage, ob wir vier oder sechs Prozent Arbeitslosigkeit haben. Wenn wir so weitermachen – viel Vergnügen."