Einiges spricht für eine Intervention von außen
Von Walter Friedl
Von seinem Palast aus kann er die dunklen Rauchwolken aufsteigen sehen. Doch Syriens Machthaber Assad vermag auch diese Zeichen des heranrückenden Endes nicht zu erkennen. Ist der Augenarzt so kurzsichtig, dass er immer noch damit spekuliert, das Ganze aussitzen zu können? Es schaut so aus.
Er und sein innerer Machtzirkel werden auch den letzten Notausgang nicht nehmen, haben sie doch die vorigen ebenso verpasst. Wobei ein Faktum besonders interessant ist: Wie borniert und arrogant muss ein Regime sein, dass es glaubt, unantastbar zu sein – nach all den Umstürzen in der Region.
Die Zeit für Reformen, Dialog und wohl auch für die internationale Diplomatie ist jedenfalls abgelaufen, nicht zuletzt wegen des sturen und verantwortungslosen Festhaltens Russlands an seinem Verbündeten am Mittelmeer. Die Nach-Assad-Ära wird auf dem Schlachtfeld entschieden. Das ist mit Sicherheit die übelste Option, aber derzeit die wahrscheinlichste.
Wobei dieses finale Ringen ein langes und schreckliches wird: Zwar setzt sich der Erodierungsprozess des Regimes weiter fort, aber ein Kollaps steht politisch wie militärisch nicht unmittelbar bevor. Umgekehrt werden die Aufständischen stärker, sind aber ohne Hilfe von außen zu schwach, um die Wende herbeiführen zu können.
Einiges spricht daher für eine internationale Intervention, notfalls an der UNO vorbei. Erstens, um das Blutvergießen zu stoppen. Zweitens, um zu verhindern, dass der Diktator Chemiewaffen gegen das eigene Volk einsetzt oder sie in die Hände von El-Kaida-nahen Extremisten gelangen, die in Syrien immer mehr Terrain gewinnen. Drittens, um die Neuordnung zu sichern und Christen sowie Alawiten zu schützen, die stets auf der Seite Assads waren/sind – sie wären nach einem unkontrollierten Umsturz zum Abschuss freigegeben.