Politik

Dalai Lama zu Scherzen aufgelegt

Der kleine Flughafen in Klagenfurt mutierte am Donnerstag zum "großen Bahnhof": Der 14. Dalai Lama, das religiöse Oberhaupt der Tibeter, landete mit rund 45 Minuten Verspätung nach einem 13 Minuten Flug aus Marburg kommend um 14.18 Uhr. Er kam im Privatjet der Goldeck-Flug, einer Hawker 800 XP, zu seinem bisher längsten Österreich-Aufenthalt. Einige Dutzend Besucher winkten Seiner Heiligkeit von der Flughafenterrasse zu, als er seinen Kopf keck aus der Ausstiegsluke steckte.

Begrüßt wurde der Friedensnobelpreisträger von Landeshauptmann Gerhard Dörfler mit dem Dalai Lama-Zitat "Verstehen wir einander, so entwickeln wir auf natürliche Weise Achtung voreinander". Landesrat Harald Dobernig sowie die Bürgermeistern Christian Scheider (Klagenfurt) und Josef Ofner (Hüttenberg) waren dabei, als weiße Schals (Kathas) ausgetauscht wurden. Auch Geshe Tenzin Dhargye, Vertrauter des Dalai Lama und Direktor des Tibetzentrums Hüttenberg, war beim Empfangskomitee.

Bergvölker

Alle Inhalte anzeigen

"Ich bin sehr glücklich, wieder hier zu sein", rief er den wartenden Journalisten zu. "In Österreich scheint die Kluft zwischen Arm und Reich noch nicht so groß zu sein wie anderswo." Die Gemeinsamkeit von seinem Exil in Tibet und Österreich beschrieb der Dalai Lama so: "Wir sind beide Bergvölker."

Dann ging er zur Stadtkapelle Feldkirchen, die den "Kärntner Liedermarsch" und die "Sportfanfare" intonierte, schnappte sich den Dirigentenstab und dirigierte lachend für die Fotografen, ehe er eine Klarinettistin beinahe aus dem Konzept brachte, indem er immer wieder auf ihr Instrument klopfte.

Tim, 6, und Elena, 7, überreichten dem 76-Jährigen als Geschenk einen Korb mit Honig aus verschiedenen Kärntner Regionen, "weil er Honig so gerne hat", erklärte Hannes Anton, Protokollchef des Landes.

"Ich werde mich immer an Heinrich Harrer erinnern", sagte der Dalai Lama noch. Dann ging es im Polizeikonvoi ins rund 40 Kilometer entfernte Hüttenberg, der Heimatgemeinde des Bergsteigers und Abenteurers Heinrich Harrer ( 2006), seines Lehrers und Freundes. Harrer wäre heuer im Juli 100 Jahre alt geworden.

In Knappenberg oberhalb von Hüttenberg segnete Seine Heiligkeit das im Rohbau befindliche Gästehaus, das künftig auch das Tibetzentrum beherbergen wird.

Dankesworte

Alle Inhalte anzeigen

Im Anschluss hielt das Oberhaupt der Tibeter vor knapp tausend Besuchern eine Ansprache auf dem Reiftanzplatz in Hüttenberg. Da waren am Vormittag noch Vorbereitungsarbeiten im Gange: "Am Mittwoch war es mit nur 5 Grad und starkem Wind einfach zu kalt", erzählte Bürgermeister Josef Ofner.

Der Dalai Lama bedankte sich bei den Bewohnern der ehemaligen Bergbaugemeinde für die Pflege der tibetischen Kultur durch Lehrgänge und den Pilgerpfad Lingkor. Harrer sei auch derjenige gewesen, der ihn in die europäische Lebensweise und Kultur eingeführt habe. In Hüttenberg kam es auch zum Treffen mit Harrers Witwe Carina, 90.

 

Programm: Medaillen und eine Schifffahrt

Am Freitag erhält der Dalai Lama im Rathaus die Ehrenmedaille der Stadt Klagenfurt, am Samstag überreicht Seine Heiligkeit die Zertifikate an die Absolventen der akademischen Lehrgänge des Tibetzentrums Hüttenberg. An beiden Tagen hält der Friedensnobelpreisträger buddhistische Unterweisungen in Klagenfurt ab.

Am Sonntag spricht Seine Heiligkeit in Klagenfurt über „Die Kunst des Glücklichseins“ und bekommt den Kärntner Landesorden in Gold verliehen. Danach gibt es eine Schifffahrt über den Wörthersee und abschließend einen Empfang im Hotel Schloss Seefels in Pörtschach mit u. a. Oscarpreisträger Maximilian Schell und Olympiasieger Franz Klammer. Auf dem Speiseplan stehen Lamm und Fisch.

Sonntag um 15 Uhr wird das Oberhaupt der Tibeter am Flughafen Salzburg erwartet, von wo der Gast ins Hotel Sheraton gebracht wird. Am Abend steht noch eine um 20.15 Uhr von ServusTV live übertragene Diskussionssendung am Programm. Am Montag ist ein Gespräch in der Salzburgarena zum Thema Weltfrieden vorgesehen, am Nachmittag ist ein interreligiöser Dialog mit Vertretern der katholischen, evangelischen und isrealitischen Glaubensgemeinschaft geplant.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund