Politik/Ausland

"Wir schätzen den Druck der EU auf Serbien"

Österreich ist Investor Nummer 1 in Serbien (Investitionssumme knapp drei Milliarden €). Der Senat der Wirtschaft, eine Vereinigung österreichischer Unternehmer und Juristen, will die Beziehungen noch enger knüpfen. Am Freitag lud die Anwaltskanzlei Lansky, Ganzger + Partner die serbische Chefverhandlerin für den EU-Beitritt, Tanja Miscevic (47), zum Gespräch. Dabei wies Lansky darauf hin, dass die "gesetzliche Anpassung an die EU" und das "Umdenken auf EU-Standards" wesentlich für die EU-Integration seien.

KURIER: Frau Miscevic, was sind die Hürden in die EU?

Tanja Miscevic: Wir selbst sind die Hürde, es liegt an unseren Reformen. Wir schätzen den Druck der EU auf Serbien.

Was ist das größte Problem?

Ein Rechtssystem, das der EU entspricht, ist fundamental für die Gesellschaft und die ganze Balkan-Region. Die Anpassung an EU-Standards kostet auch Geld. Neben der Bekämpfung der Korruption ist unsere größte Herausforderung die Normalisierung der Beziehungen zum Kosovo.

Anerkennt Serbien den Kosovo vor dem EU-Beitritt?

Es geht um ein gesetzliches Übereinkommen, aber nicht um eine Anerkennung.

Wie stehen die Menschen zur EU?

Die Zustimmung steigt deutlich. In kurzer Zeit ist die Zustimmung von 50 auf 55 Prozent gestiegen. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung unterstützen die Reformen. Reform ist das Schlüsselwort.

Wann starten die EU-Gespräche?

Ich hoffe im Juni. Es ist das Kapital 35, die Normalisierung mit Pristina. Danach folgen die Kapitel Rechtsstaatlichkeit und Justiz.

Viele Menschen haben Angst vor der Erweiterung. Zu Recht?

Die Ängste sind uns bewusst. Wir treten nicht vor 2020 bei. Wir sind glaubwürdige Partner und es gibt einen großen Wandel in Serbien.

Bleibt Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer Berater Serbiens?

Ich bin sicher, er bleibt.