Politik/Ausland

Ostukraine: Giftiges Ammoniak ausgeströmt

In der Gegend um das von russischen Truppen besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja hat es erneut Kämpfe gegeben. Russland soll nach Angaben der örtlichen Verwaltung dank seiner Luftabwehr ukrainische Angriffe auf das AKW sowie die nahe gelegene besetzte Stadt Enerhodar vereitelt haben.

Währenddessen wollen die 15 Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrats heute in New York auf Antrag Russlands über die Lage des AKW beraten. Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, wird nach Angaben seiner Behörde vor dem Sicherheitsrat Bericht über die Sicherheitslage im Kraftwerk erstatten.

Russland ist neben China, Frankreich, Großbritannien und den USA ständiges Mitglied im Sicherheitsrat und besitzt dort Vetorecht. Informationen aus Kreisen des Sicherheitsratsvorsitzes zufolge soll das Treffen am Donnerstag um 15.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) stattfinden. Den Vorsitz hat derzeit China inne.

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Aus einer brennenden Brauerei in der ostukrainischen Separatistenhochburg Donezk ist nach Angaben örtlicher Behörden giftiges Ammoniak ausgetreten. Bei dem durch ukrainischen Beschuss ausgelösten Brand seien ein Mensch getötet und zwei weitere verletzt worden, teilte die prorussischen Behörden in Donezk am Donnerstag mit. Der Austritt von Ammoniak sei gestoppt worden.

Das Gas verteilte sich demnach in der Nacht im Umkreis von zwei Kilometern. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, in Gebäuden zu bleiben und Fenster geschlossen zu halten. Ammoniak - bekannt für seinen stechenden Geruch - dient beim Bierbrauen als Kühlmittel.

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Zur Zeit des Beschusses hätten sich mehr als 30 Menschen in der Bierbrauerei aufgehalten, hieß es. Die Front zwischen ukrainischen Truppen und den Einheiten der von Moskau gesteuerten Separatisten verläuft seit 2014 nordöstlich der größten Stadt im Donbass. In der Region toben die schwersten Kämpfe.

Die Separatisten wollen mit Hilfe russischer Truppen die gesamte Region Donezk einnehmen. Durch ukrainischen Beschuss seien am Mittwoch in Donezk drei Zivilisten getötet worden, teilten die Separatisten mit. Die Berichte sind in der Regel nicht unabhängig zu überprüfen.

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Selenskij ruft zu Widerstand auf

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij hat die Bewohner der von Russland besetzten Gebiete zum Widerstand aufgerufen. Sie sollten den ukrainischen Streitkräften über sichere Kanäle Informationen zum Feind oder über Kollaborateure übermitteln, sagte Selenskij am Mittwoch in seiner abendlichen Videoansprache.

Zugleich erneuerte der Präsident die Bitte um ausländische Waffenhilfe für sein Land. Je entschiedener sie ausfalle, desto eher werde der Krieg enden, sagte er mit Blick auf eine Konferenz in Kopenhagen ab Donnerstag. Dort beraten die Verteidigungsminister aus gut einem Dutzend Ländern über militärische und finanzielle Unterstützung für das von Russland angegriffene Land.

Mit der gespannten Lage in dem von russischen Truppen besetzten ukrainischen Kernkraftwerk Saporischschja wird sich am Donnerstag der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in New York befassen. Für die Ukraine ist es der 169. Tag seit Beginn der russischen Invasion.

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Kiewer Überlegungen: Wie lange dauert der Krieg noch?

Selenskij und der Chef seines Präsidialamtes, Andrij Jermak, gingen mit unterschiedlichen Schwerpunkten auf die Frage ein, wie lange der Krieg noch dauern werde. Die Kämpfe müssten dringend noch vor der Heizperiode beendet werden, sagte Jermak. Sonst bestehe das Risiko, dass Russland die Infrastruktur für Wärme und Energie zerstöre. „Das ist einer der Gründe, warum wir maximale Maßnahmen ergreifen wollen, um den aktiven Teil des Kriegs bis Ende Herbst zu beenden.“

Selenskij sagte, die Kriegsdauer hänge von den russischen Verlusten ab. „Je höher die Verluste der Okkupanten sind, desto schneller können wir unser Land befreien“, sagte er. Dies wiederum hänge von der Militärhilfe für die Ukraine ab. Je entschiedener sie ausfalle, desto eher könnten die Ukraine und Europa wieder in Frieden leben.

Explosionen in russisch besetzter Stadt Melitopol

Bei seiner Botschaft an die Bewohner in den besetzten Gebieten erinnerte Selenskij an die Explosionen auf einer russischen Militärbasis auf der Halbinsel Krim vom Dienstag.

Dort seien neun russische Kampfflugzeuge zerstört worden, sagte er. Erste westliche Satellitenbilder des Stützpunkte Saki belegen nach Einschätzung von Experten, dass Russland viele der dort stationierten Jets verloren hat. Das ukrainische Verteidigungsministerium vermutete am Donnerstagmorgen eine höhere Zahl als neun Flugzeuge.

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Bei dem immer noch rätselhaften Vorfall haben nach inoffiziellen Angaben Kiew-treue Partisanen eine Rolle gespielt. Auch aus anderen besetzten Gebieten gibt es Berichte über Anschläge auf russische Einrichtungen und auf Ukrainer, die mit der Besatzung kooperieren. In der besetzten Stadt Melitopol im Süden ereigneten sich nach ukrainischen Berichten am Mittwochabend zwei Explosionen. Die Zufahrten zur örtlichen Polizeizentrale seien gesperrt worden. Russische Quellen deuteten die lauten Explosionen als Feuer der Flugabwehr. Unabhängige Berichte dazu gab es nicht.

Selenskij äußerte die Erwartung, dass die russischen Besatzer bald die Flucht ergreifen. „Sie haben bereits das Gefühl, dass die Zeit gekommen ist, aus Cherson und im Allgemeinen aus dem Süden unseres Landes zu fliehen. Es wird eine Zeit geben, in der sie aus dem Gebiet Charkiw, aus dem Donbass und von der Krim fliehen werden.“

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Kämpfe und nächtliche Bombardements

Im Donbass in der Ostukraine setzten russische Truppen ihre Vorstöße begleitet von massivem Artilleriefeuer fort. Dabei wurden in der Stadt Bachmut am Mittwoch sieben Zivilisten getötet, wie die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft mitteilte.

Selenskij kündigte Vergeltung an für russische Luftangriffe im Gebiet Dnipropetrowsk, bei denen in der Nacht auf Mittwoch 13 Zivilisten getötet worden waren. In Donezk beklagten die von Russland kontrollierten Separatisten, dass durch ukrainischen Beschuss mehrere Zivilisten getötet worden seien. Durch Treffer auf eine Brauerei sei giftiges Ammoniak ausgetreten.

Weitere Schiffe bringen ukrainisches Getreide auf den Markt

Nach dem Getreide-Deal zwischen Moskau und Kiew erwarten die Vereinten Nationen steigende Ausfuhren aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Eine Reihe von Schiffen warte momentan auf die Genehmigung zur Fahrt in Richtung der ukrainischen Häfen, sagte der UN-Koordinator für die Ausfuhren, Frederick Kenney, in New York. „Wir erwarten einen großen Aufwärtstrend bei den Anträgen für den Transit.“ Am Mittwoch habe es mit fünf vertragsmäßig inspizierten Schiffen einen neuen Höchststand gegeben.

Im Juli hatten die Ukraine und Russland Abkommen mit der Türkei und den UN abgeschlossen für den Export von Agrarprodukten und Dünger aus drei ukrainischen Schwarzmeerhäfen. Ein Dutzend Schiffe hat seitdem die Häfen Tschornomorsk, Odessa und Piwdennyj mit über 370 000 Tonnen Fracht verlassen. Russland hatte nach seinem Angriff auf die Ukraine Ende Februar die ukrainischen Häfen blockiert.

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