Politik/Ausland

Davutoglu verglich Netanyahu mit Terroristen

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hat seinen israelischen Kollegen Benjamin Netanyahu mit den islamistischen Attentätern von Paris verglichen. Sie alle hätten Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt, sagte Davutoglu am Donnerstag vor Journalisten.

"Antisemitischer Straßenrowdy"

Davutoglu reagierte auf Äußerungen des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman, der den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Mittwoch einen "antisemitischen Straßenrowdy" genannt hatte. Die einst engen diplomatischen und militärischen Beziehungen zwischen beiden Ländern haben sich in den vergangenen fünf Jahren erheblich verschlechtert.

Davutoglu sagte, die Bombardierung des Gazastreifens und der Angriff auf einen von der Türkei geführten Hilfskonvoi für das abgeriegelte Palästinenser-Gebiet im Jahr 2010, bei dem zehn Türken getötet worden, stehe auf einer Stufe mit den Anschlägen von Paris. In diesen Attentaten wurden vergangene Woche 17 Menschen getötet, darunter vier französische Juden in einem jüdischen Supermarkt. "So wie das Massaker von Paris, das Terroristen verübt haben, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, so hat Netanyahu, der Chef der Regierung, die am Strand spielende Kinder bei der Bombardierung von Gaza tötet (...) und die unsere Bürger auf einem Schiff mit Hilfsgütern in internationalen Gewässern abschlachtet, Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt", sagte Davutoglu.

Blasphemie

Die Türkei hatte den Anschlag auf die französische Satire-Zeitung Charlie Hebdo verurteilt, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. Zugleich warnten türkische Politiker aber vor einer wachsenden Islam-Feindlichkeit in Europa. Außerdem kritisierte Davutoglu die türkische Zeitung Cumhuriyet, die die Mohammed-Karikatur der ersten Charlie-Hebdo-Ausgabe nach dem Anschlag abdruckte. Die Pressefreiheit erlaube nicht die Beleidigung religiöser Werte, sagte Davutoglu. Blasphemie wird in der Türkei mit Gefängnis bestraft.

Lieberman, der Chef der ultranationalistischen Partei Israel Beitenu ist, hatte mit Blick auf die Judenverfolgungen in Deutschland gesagt: "Das Schweigen des zivilisierten, politisch korrekten Europa zu einem antisemitischen Straßenrowdy wie Erdogan und seiner Bande versetzt uns in die 30er Jahre zurück."

Erdogan hatte während des Gazakriegs im vergangenen Sommer den Israelis Gewissenlosigkeit und Ehrlosigkeit vorgeworfen und gesagt: "Diejenigen, die Tag und Nacht Hitler verurteilen, haben Hitler an Barbarei übertroffen."