Politik/Ausland

"Totaler Versager": Rechtsextreme Proud Boys rechnen mit Trump ab

Nach der verlorenen Wahl im November hatten die ultrarechten Nationalisten noch gebrüllt: "Heil Imperator Trump!" Dem US-Präsidenten gebühre volle Unterstützung, zum Beispiel in Form von Demonstrationen, schrieben damals Mitglieder der Proud Boys in privaten Chatgruppen, schließlich sei die Wahl gestohlen worden.

Doch weil sich Trump in seinen Golfklub Mar-a-Lago in Florida zurückgezogen hat, wollen viele Proud Boys von der Politik nichts mehr wissen. Die New York Times berichtet, dass die Proud Boys in Dutzenden Nachrichten und Kanälen verbreiten, dass man nicht mehr für Trump oder die republikanische Partei auf die Straße gehen wolle. Denn: "Trump wird als ein totaler Versager enden." Und: "Trump hat seine Unterstützer betrogen".

"Schwacher Mann"

Die Kehrtwende begann laut New York Times, als der Präsident die gewaltvollen Attacken auf das Kapitol verurteilte, anstatt sie zu preisen. Die Proud Boys fühlten sich hintergangen. Wie konnte ihr "heiliger Imperator" sich nur gegen sie stellen und dann auch noch das Weiße Haus räumen? Trump sei kein "ehrlicher Faschist".  Trump hätte die Ereignisse im Kapitol "angestiftet", sich dann aber "seine Hände davon reingewaschen". Trump sei ein "schwacher Mann".

Laut des Zeitungsberichts begrüßte die Telegram-Gruppe der Proud Boys sogar Biden im Amt. "Zumindest ist diese Regierung ehrlich bezüglich ihrer Absichten", hieß es, wobei weiterhin viel Frust über den "Betrug" durch Bidens Vorgänger mitschwang.

"Unter den Bus"

Auch andere rechtsextreme Gruppierungen hatten sich in den vergangenen Wochen von Trump abgewandt. "Die Leute waren bereit, für diesen Mann zu sterben, und er warf sie einfach alle unter den Bus," schrieb Nick Fuentes, Moderator des America First-Podcasts und inoffizieller Anführer der weiß-nationalistischen Groyper-Armee, auf Twitter, nachdem Trump die Gewalt in Washington verurteilt hatte. Mitstreiter von Fuentes und der Trump-Bewegungen posteten ähnliche Beiträge.