Politik/Ausland

Tiananmen-Massaker: Chinas blutiges Tabuthema

Sie wurden erschossen, hingerichtet oder von Panzern überrollt: In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 eröffnete die chinesische Volksbefreiungsarmee in Peking das Feuer auf eine wehrlose Menschenmenge. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens, auf chinesisch Tiananmen, hatten Diktatur-Gegner im Vorfeld wochenlang gegen Korruption, für freie Wahlen und Pressefreiheit demonstriert. Zunächst waren es Studenten, nach und nach schlossen sich Millionen Bürger aller gesellschaftlichen Schichten an.

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Symbol aufkeimender Zivilcourage

Der Platz, einst ein Wahrzeichen unangefochtener Staatsmacht, wurde zum Symbol aufkeimender Zivilcourage. Und ein Dorn im Auge der chinesischen Staatsführung. Die Proteste wurden zuerst verboten und dann blutig niedergeschlagen. Offizielle Zahlen sprechen von 319 Toten – Menschenrechtsorganisationen hingegen von bis zu 3000 Toten. Auf dem Platz selbst hat die Armee niemanden getötet.

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Gedenkfeier unterbunden

Mittlerweile sind 24 Jahre vergangen, China ist zur wirtschaftlichen und politischen Supermacht aufgestiegen. Das Massaker hingegen ist und bleibt eines der großen Tabuthemen des Landes. Auch am 4. Juni 2013 unterbindet die Polizei jegliche Gedenkfeier. Offiziell wird der Einsatz als Niederschlagung konterrevolutionärer Unruhen bezeichnet. Die Behörden zensieren jede Art von Berichterstattung und blockieren dazu auch jede Suchanfrange im Internet. Noch immer ist nicht bekannt, wer den Armeeeinsatz zu verantworten hat.

Bis heute legte die Regierung außerdem keine Rechenschaft über diejenigen ab, die bei dem Militäreinsatz getötet, inhaftiert oder danach vermisst wurden. Vergangenes Jahr forderte die US-Regierung auf, alle seither inhaftierten Teilnehmer freizulassen - bisher vergeblich.

In einem Brief, der von Human Rights China verbreitet wurde, haben die „Tiananmen-Mütter“ die Regierung nun erneut zum Handeln aufgefordert. Seit 1995 haben sie sich bereits 36 Mal in Petitionen und offenen Briefen an die chinesische Staatsführung gewandt. Eine Antwort blieb jedoch bis jetzt aus. Die Hoffnung, dass sich tatsächlich etwas ändert ist daher gering: „Wir glauben unseren Führern nicht – und wir legen wenig Vertrauen in ihre Worte“.