Politik/Ausland

Terror in Russland: Die alte Angst ist zurück

Die Szene in St. Petersburg erinnert vom Ablauf her genau an die Anschläge in Moskau vor sieben Jahren: Zwei Sprengsätze gespickt mit Schrauben und Nägeln explodierten damals in den Metro-Stationen Lubjanka und Park Kultury im Zentrum der Hauptstadt - und töteten 38 Menschen.

Der tschetschenische Guerillakämpfer und Terrorist Doku Umarow übernahm 2010 die Verantwortung.

In der Fünf-Millionen-Stadt St. Petersburg war es jedoch immer sehr ruhig, in den vergangenen 20 Jahren gab es keinen Anschlag oder Angriff. Jahrelang wähnten sich das Land und seine Millionenstädte in einer relativen Ruhe. Das ist nun vorbei. Auch wenn die Identität der Täter noch nicht endgültig gklärt ist: Mit dem Anschlag in St. Petersburg ist die alte Angst vor dem Terrorismus (siehe Abschnitt unten) zurückgekommen.

Putin ließ kurze Zeit nach der Explosion zwar wissen, man ermittle in alle Richtungen. Die Staatsanwaltschaft bestätigte kurz darauf aber den Verdacht, es handle sich um einen Terrorakt.

Kampf gegen "Islamischen Staat"

Ist Russland also wieder ein Terrorziel? Seit Russland Lufteinsätze gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien fliegt, gerät das Land zunehmend in deren Visier. Erst Ende März kamen bei einer Attacke auf eine Kaserne in der Unruheregion Tschetschenien sechs russische Soldaten der Nationalgarde ums Leben.

Der IS reklamierte die Tat für sich. Sollte das Bekenntnis stimmen, war es der bislang schwerste Anschlag der Terrormiliz auf russischem Gebiet.

Russland ist darauf vorbereitet. Seit den Anschlägen in der Moskauer Metro wird in den U-Bahn-Stationen jeder Winkel beobachtet, Mülltonnen wurden aus Sicherheitsgründen entfernt. Regelmäßig patrouillieren Polizisten mit Spürhunden durch die Bahnhöfe und Stationen - und kontrollieren auch verdächtig aussehende Menschen.

Bislang ist nicht bestätigt, wer hinter dem Anschlag in der beliebten Touristenmetropole steckt. Doch es ist klar: Die Explosion hat nicht nur St. Petersburg aufgeschreckt.

24. 1. 2011: Bei einem Bombenanschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo kamen 35 Menschen ums Leben, 110 wurden verletzt.

29. 3. 2010: Zwei Selbstmordattentäterinnen verübten einen Doppelanschlag auf die Moskauer U-Bahn – 40 Tote, 100 Verletzte. Eine tschetschenische Gruppe bekannte sich dazu.

27. 11. 2009: Ein Bombenanschlag auf einen Schnellzug zwischen Moskau und St. Petersburg forderte 40 Tote.

1. 9. 2004: Tschetschenische Rebellen besetzten eine Schule in der Stadt Beslan. Bei der missglückten Erstürmung der Schule zwei Tage später durch die Sicherheitskräfte kamen mehr als 330 Menschen ums Leben.

31. 8. 2004: Selbstmordattentat in einer Moskauer U-Bahn-Station: Zehn Menschen kamen ums Leben. Zu dem Anschlag bekannte sich ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.

24. 8. 2004: Bei Selbstmordanschlägen auf zwei vom Moskauer Flughafen gestartete Flugzeugen wurden alle 90 Passagiere getötet.

23. 10. 2002: Tschetschenische Rebellen besetzten ein Musical-Theater in Moskau und nahmen 800 Geiseln. Russische Spezialkräfte stürmten zwei Tage später das Gebäude und erschossen 41 Geiselnehmer. 129 Geiseln wurden getötet: zwei durch Schüsse, die übrigen durch das Narkosegas der Sicherheitskräfte.