Politik/Ausland

Gesuchtes Bombenhirn ist einer der Brüssel-Attentäter

Zuletzt war es doch die falsche Fährte. Als die Polizei Mittwochfrüh eine Wohnung im Brüsseler Stadtteil Anderlecht stürmte und einen Mann verhaftete, meinte man den Terroristen erwischt zu haben, auf den sich seit dem Blutbad von Brüssel die Ermittlungen konzentrieren: Najim Laachraoui, der mutmaßliche Bauer der Bomben und Sprengstoffgürtel von Paris und Brüssel. Von den Anschlägen in beiden Hauptstädten führen die Spuren zu dem 24-jährigen Belgier marokkanischer Abstammung.

Doch am Mittwochabend berichteten belgische Medien, dass der Gesuchte unter den toten Terroristen sei. Er habe sich tags davor auf dem Brüsseler Flughafen in die Luft gejagt. Zuvor hatte die Polizei ein Foto Laachraouis veröffentlicht. Es zeigt ihn offenbar vor der ersten Anschlagsserie. Er schob einen Rollwagen mit Gepäck, in dem vermutlich eine der Bomben deponiert war, die Augenblicke später ein Dutzend Menschen töten sollen.

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Ebenfalls auf den Fotos zu sehen ist Ibrahim el Bakraoui. Er sprengte sich auch selbst in die Luft. In seinem Testament, das auf einem Computer sichergestellt wurde, schreibt Ibrahim, er wisse nicht mehr, was er tun solle, weil die Ermittler ihm auf den Fersen seien. Seinem Bruder Khalid ging es ähnlich. Er folgte Ibrahim kaum eine Stunde später in den Tod. In der U-Bahnstation Maelbeek sprengte er sich in die Luft. Mit ihm mussten mehr als 20 Menschen sterben (insgesamt sind 300 Personen verletzt). Somit ist nur noch jener Attentäter auf der Flucht, der mit Laachraoui und Ibrahim Bakraoui von der Überwachungskamera auf dem Flughafen zu sehen ist.

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Spuren auf den Bomben

Zunächst gingen die Behörden davon aus, dass Laachraoui nicht sterben sollte. Zu wichtig schien der Mann aus dem Brüsseler Vorort Schaerbeek dem Terrornetzwerk. Er war nach bisherigem Stand der Ermittlungen der Konstrukteur der Mordmaschinen von Paris und Brüssel. Seine DNA-Spuren wurden an den Überresten von zwei der Sprengstoffgürtel in Paris gefunden.

Auch in der Wohnung in Schaerbeck fand man seine Spuren. Und man fand große Mengen jenes Sprengstoffs, aus dem Laachraoui offensichtlich seine Sprengsätze baut: Kristalle, im Terroristen-Jargon "Mutter des Teufels".

Mit Chemie und elektrischen Bausätzen konnte er umgehen. Er hat dafür Kurse belegt – in einem katholischen Privatgymnasium in Brüssel. Welche ideologischen Verwirrungen ihn von dort 2013 nach Syrien und in den Kampf für den "Islamischen Staat" geführt haben, ist unbekannt.

Klar ist nur, auf diesem Weg in den Terror war einer seiner wichtigsten Begleiter Salah Abdeslam – ebenfalls einer der Drahtzieher der Pariser-Anschläge. Er fiel in der Vorwoche der belgischen Polizei, die ihn über Monate gejagt hatte, in Brüssel in die Hände. Die beiden waren im September gemeinsam in Österreich und wurden auch von der Polizei kontrolliert.

Abdeslam beschaffte in Frankreich große Mengen der für den Bau benötigten Chemikalien, er kaufte die Zeitzünder. Die Mordwaffen wurden in Wohnungen in Brüssel gebaut, in denen beide ihre Spuren hinterließen. Mit dabei in den Wohnungen – das für den Tod in Brüssel vorgesehene Brüderpaar.

AKWs als Ziele?

Laut belgischer Atomaufsicht sind auch die nationalen Atomkraftwerke mögliche Ziele von Terroristen. Denn bei Hausdurchsuchungen in Brüssel nach den Paris-Attentaten 2015 fanden Ermittler verdächtige Videos. Darauf ist der Tagesablauf des Direktors des belgischen Zentrums für Nuklearenergie in Mol dokumentiert – zehn Stunden lang.

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