Politik/Ausland

Belgien weist Vorwürfe der Türkei zurück

Die belgische Regierung ist nach eigenen Angaben im Sommer erst nach der Rückkehr eines der späteren Brüssel-Attentäter von dessen Abschiebung durch die Türkei informiert worden. Belgien sei von Ankara Mitte Juli nach der Landung des Manns im niederländischen Amsterdam "gewarnt" worden, sagte Justizminister Koen Geens am Donnerstag. Allerdings sei die belgische Botschaft im Juni informiert worden, dass der Mann an der Grenze zu Syrien festgenommen worden sei.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Mittwoch gesagt, einer der Brüsseler Attentäter sei im Juni vergangenen Jahres im südtürkischen Gaziantep aufgegriffen worden. Er sei über die Niederlande nach Belgien abgeschoben worden. Nach Angaben aus türkischen Regierungskreisen handelte es sich um Ibrahim El Bakraoui, der sich am Dienstag im Flughafen der belgischen Hauptstadt in die Luft sprengte.

Rücktritt angeboten

Geen räumte ein, dass die Umstände der Abschiebung noch nicht vollständig geklärt seien. Er werde sich zusammen mit dem Innen- und dem Außenminister am Freitag im belgischen Parlament erklären. Innenminister Jan Jambon hatte am Donnerstag "Fehler" eingeräumt und bot zusammen mit Geens seinen Rücktritt an. Dies wurde aber von Premier Charles Michel abgelehnt.

Der niederländische Justizminister Ard van der Steur erklärte, El Bakraoui habe in den Niederlanden "nicht unter Verdacht" gestanden. Er konnte deshalb am Flughafen ungehindert einreisen und dann zurück in seine Heimat Belgien. Auch Geens hatte am Mittwoch darauf verwiesen, dass El Bakraoui damals in Belgien "nicht wegen Terrorismus bekannt" gewesen sei. "Das war ein gewöhnlicher Krimineller, der auf Bewährung frei war."

Freilassung nach Abschiebung

Erdogan zufolge hatten die türkischen Behörden Belgien gewarnt, dass es sich bei dem abgeschobenen Mann um einen "ausländischen terroristischen Kämpfer" handelte. Die belgischen Behörden hätten dies jedoch nicht bestätigen können und den Mann nach seiner Abschiebung freigelassen.

Neben El Bakraoui hatte sich am Dienstagfrüh auch der im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen vom November gesuchte Islamist Najim Laachraoui in die Luft gesprengt. In einer U-Bahnstation im Brüsseler Europaviertel sprengte sich zudem Khalid El Bakraoui, Ibrahims Bruder, in die Luft.

Die Behörden suchen nach einem weiteren Attentäter vom Flughafen. Außerdem gehen sie davon aus, dass es auch in der U-Bahn einen weiteren Attentäter gab. Die Attentäter hatten am Dienstag 31 Menschen getötet und 300 weitere verletzt.